Noch kein Drama wegen Brexit
18. Juli 2016Die Bundesbank sieht die deutsche Wirtschaft trotz des Brexit-Votums vorerst weiter auf Wachstumskurs. Nach dem starken Jahresbeginn werde das Wachstum im zweiten Vierteljahr zwar nur gering ausfallen, erklärte die Notenbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. "Die konjunkturelle Grundtendenz ist aber weiter recht kräftig, und für das Sommerquartal ist wieder mit einem deutlichen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Leistung zu rechnen."
Als Grund für die Zuversicht nannten die Experten die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt, steigende Reallöhne und die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Die Auswirkungen des Brexit-Votums auf die deutsche Wirtschaft seien gegenwärtig schwer abzuschätzen, "könnten zumindest kurzfristig aber begrenzt bleiben", erklärte die Notenbank.
Großbritannien war im vergangenen Jahr Deutschlands fünftgrößter Handelspartner. Wegen der Unsicherheit nach dem Brexit-Referendum hatten Ökonomen ihre Wachstumsprognosen für Deutschland gesenkt. Die Notenbank erwartete für das laufende Jahr zuletzt 1,7 Prozent Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt (BIP). 2017 sollen es dann 1,4 Prozent sein.
ADB erwartet etwas weniger Wachstum in Asien
Auch die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) hält die Auswirkungen des Brexit-Votums zumindest kurzfristig für begrenzt. "Das Brexit-Ergebnis hat die Währungs- und Aktienmärkte in Asien beeinträchtigt, aber kurzfristig dürfte der Einfluss auf die Realwirtschaft klein sein", sagte Chefökonom Shang Jin Wei am Montag in der philippinischen Hauptstadt Manila, dem Sitz der ADB.
Die ADB nannte die Unsicherheit nach dem Brexit-Votum und die zuletzt schwache Konjunktur in den USA als Gründe für ihre leicht reduzierte Wachstumsprognose. Für die Entwicklungs- und Schwellenländer der Region erwartet die Bank in diesem Jahr 5,6 Prozent Wachstum, ein Zehntel Prozentpunkt weniger als zuletzt erwartet. Für das kommende Jahr rechnet die ADB unverändert mit 5,7 Prozent Wachstum.
Die ADB rechnet zu der Region "Developing Asia" rund 45 Länder von Afghanistan über Bangladesch und Indonesien bis zu den Inselstaaten im Pazifischen Ozean, aber auch China, Indien und Singapur.
Indien bleibe mit 7,4 Prozent Wachstum in diesem und 7,8 Prozent im nächsten Jahr Klassenprimus. China dürfte unverändert mit 6,5 beziehungsweise 6,3 Prozent ins Ziel kommen.
bea/wen (dpa)