Neues Portal zur Kommunismusgeschichte online
6. Juni 2017100 Jahre nach der russischen Oktoberrevolution von 1917 setzen sich verschiedene Ausstellungen, Publikationen und Symposien mit dem Phänomen Kommunismus auseinander. Eine neue Annäherung steuert jetzt die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur bei: Sie hat eine Wissensplattform im Internet publiziert, auf der umfangreiche Informationen und Materialien zur Kommunismusgeschichte bereitgestellt werden.
Die Seite kommunismusgeschichte.de wird mittelfristig alle Jahrbücher für Historische Kommunismusforschung zur Verfügung stellen. Die wichtigste deutschsprachige Jahresschrift kann dann digital durchsucht werden. Aber auch wer Informationen über Dissidenten und Oppositionelle sucht, wird hier fündig: Heinz Ziegner, geboren 1928, schien ein treuer Parteisoldat zu sein, noch 1988 als Held der Arbeit ausgezeichnet. Doch kurz vor dem Mauerfall im November 1989 wurde der Funktionär wegen "parteischädigenden Verhaltens" aus der SED ausgeschlossen und in den Ruhestand geschickt. Biografien wie diese machen neugierig auf mehr Hintergrund. Auf der neuen Plattform finden sich in aller Knappheit 5500 ostdeutsche Lebensläufe.
Kommunismusforschung mit hochaktuellen Bezügen
Doch die Wissenschaftler im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung blicken keinesfalls nur zurück. Ein Podcast-Kanal bietet Mitschnitte von aktuellen Veranstaltungen, die mit den Mitteln der Kommunismusforschung ein sehr weit gefasstes Feld beleuchten: Wie sollen wir über politische Gewalt im Zeitalter der Extreme sprechen? Die Fragestellung einer Veranstaltung vom Februar könnte kaum näher am Tagesgeschehen sein.
Audios von Radiofeatures überschreiten anschaulich zeitliche und räumliche Grenzen: Stalins Kult und Lenins Grab, der akustische Blick zurück auf die Oktoberrevolution oder ein Essay über den Niedergang der italienischen Linken - man wünscht sich, dass zu den zwölf hochwertigen Hörstücken mit der Zeit noch sehr viel mehr hinzukommen.
Fundgrube für zeithistorisch interessierte Menschen
Buchempfehlungen, Zeitschriften, Crowdfunding - die Plattform verspricht Entdeckungen. Der Schwerpunkt liegt jedoch durchaus im wissenschaftlichen Bereich. Sie präsentiert sich mit einer Zeitleiste und einer interaktiven Karte als eine hervorragende Nachschlagemöglichkeit für zeithistorisch interessierte Menschen. Informative Schnittstellen zwischen Wissenschaft und breiter Öffentlichkeit wie diese, wie sie zu historischen und gesellschaftspolitischen Themen beispielsweise auch die Bundeszentrale für politische Bildung anbietet, sind ein einzigartiges Kapital der deutschen Demokratie. Man wünscht ihnen viele Nutzer.