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Spürbar anders sind nur die Fans

3. Dezember 2017

In Krisenzeiten hilft ein Sündenbock: Beim 1. FC Köln soll ohne den entlassenen Trainer Peter Stöger alles besser werden. Joscha Weber hat daran seine Zweifel. Denn die Probleme des FC bleiben.

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Bundesliga FC Schalke 04 - 1. FC Köln Peter Stöger
Er geht, die Probleme bleiben - Der Abschied von Peter Stöger fällt vielen Fans schwerBild: picture-alliance/dpa/I. Fassbender

"Spürbar anders" wollen sie sein beim 1. FC Köln. Eine Marketing-Floskel, die in roten Lettern am Geißbockheim prangt und auf allen Kanälen des FC verbreitet wird. Es ist ein Versprechen, ein besonderer, einzigartiger Verein zu sein. Einlösen können dieses Versprechen in letzter Zeit vor allem die Fans: Trotz des historisch schlechten Saisonstarts mit gerade einmal drei Pünktchen aus 14 Spielen hielten sie zu ihrem Team und insbesondere auch zum Trainer. Keine "Stöger raus"-Gesänge, kein Pfeifkonzert gegen ihn - im Gegenteil. Wenige Stunden nach Stögers Entlassung durch die Vereinsführung äußerten viele Fans via soziale Netzwerke ihr Unverständnis und ihre Solidarität mit dem Trainer. In einer Umfrage der Lokalzeitung "Kölner Stadtanzeiger" wünschte sich eine überwältigende Mehrheit eine Weiterbeschäftigung des erfolglosen Trainers. Ein in der Tat spürbar anderes Fan-Verhalten - das zugleich ein großes Problem offenbart: Das schwindende Vertrauen in die Klubführung.

Die Verantwortung für die Krise tragen andere

Weber Joscha Kommentarbild App
DW-Sportredakteur Joscha Weber: "Auf Stögers Nachfolger Stefan Ruthenbeck wartet eine Mission impossible"

Das Ende von Peter Stöger in Köln markiert eine Zäsur. Er war nicht nur der wohl beliebteste FC-Trainer, er war auch der mit der längsten Amtszeit. 1634 Tage, 168 Spiele führte er das Geißbock-Team mit Selbstironie, Wortwitz sowie Gelassenheit und überholte damit sogar Trainerlegende und Meistertrainer Hennes Weisweiler. Dass nach der lautstark gefeierten Europapokal-Rückkehr nach 25 Jahren Abwesenheit eine Katastrophen-Serie von 14 Bundesliga-Spielen ohne Sieg folgte, ist natürlich auch auf Fehler des Trainers zurückzuführen: Oft ließ er zu defensiv spielen, nahm seiner Mannschaft damit Möglichkeiten im Spiel nach vorne. Und: Aktuell ein Dutzend verletzte Spieler sind sicher kein unglücklicher Zufall. Es muss Fehler in der Trainingssteuerung gegeben haben, dafür sprach auch die Entlassung von Fitnesstrainer Yann-Benjamin Kugel. Und dennoch haben die Fans Recht, wenn sie die Verantwortung für die schwere Krise nicht beim Trainer suchen.

Da wäre zum Beispiel Ex-Manager Jörg Schmadtke. Im Sommer ließ er Torgarant Anthony Modeste ziehen und reinvestierte die aus dessen Verkauf erzielten rund 35 Millionen Euro derart schlecht, dass vielen FC-Anhängern die Worte fehlen. Fast alle Neuzugänge sind Totalausfälle, offensiv dürfte die eigene A-Jugend gefährlicher sein als die Profimannschaft des FC. Als Köln immer tiefer in die Krise schlidderte warf Schmadtke, der für seine Launen bekannt ist, das Handtuch und verließ den Verein Hals über Kopf. Dazu kommt der Vorstand um Geschäftsführer Alexander Wehrle, der immer wieder unglücklich kommunizierte, Interna preisgab und so Spekulationen ermöglichte, weshalb Peter Stöger schon vor dem finalen 2:2 gegen Schalke beklagte, dass es an "Vertrauen, Respekt und Verantwortung" fehle. Dass Stögers Abschied schon vor der Partie gegen Schalke feststand, bestätigt den Eindruck.

Eine Mission impossible wartet

1. Bundesliga 7. Spieltag | 1. FC Köln - RB Leipzig - Tor 1:2
Die Geste von Yuya Osako versinnbildlicht die Kölner Offensivbemühungen in dieser SaisonBild: Imago/M. Volkmann

Mit dem Rauswurf des Trainers wird vielleicht ein Zeichen gesetzt. Aber an den Ursachen der Krise ändert das leider gar nichts. Die Verletzungsmisere, das bisherige Pech mit einigen Video-Schiedsrichter-Entscheidungen, das insbesondere offensiv unfähige Personal, die haarsträubenden individuellen Fehler im Defensivverhalten - all das kann ein neuer Trainer nicht so einfach ändern. So muss sich Köln irgendwie noch auf der Felge fahrend in die Winterpause retten, um dann mit klugen Zukäufen, einer besseren Trainingssteuerung und zurückkehrenden Stammkräften vielleicht doch noch irgendwie den Klassenerhalt zu schaffen. Dafür bräuchte es einen neuen Sportdirektor, den der FC immer noch nicht gefunden hat. Es ist beinahe eine Mission impossible, mit oder ohne Stöger.

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