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Politik

Trumps naiver Blick auf den Hindukusch

Weigand Florian Kommentarbild App
Florian Weigand
20. November 2016

Auf der Suche nach einfachen Lösungen im Kampf gegen internationalen Terrorismus besteht die Gefahr, dass der gewählte US-Präsident Donald Trump die falschen Gruppen unterstützt, meint Florian Weigand.

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Afghanistan Bagram US Luftwaffenstützpunkt
Bild: Imago/UPI Photo

Auch das gibt es: Trump ist eigentlich Pakistaner und hat eine Koranschule besucht. Das will zumindest ein pakistanischer Nachrichtensender namens "Neo News" in den Sozialen Medien herausgefunden haben und zeigt das Foto eines kleinen Jungen mit blonder Trump-Tolle und traditionellem pakistanischem Gewand. Der Sender selbst mag daran nicht so richtig glauben. Aber als besondere Kuriosität schaffte es die Meldung sogar in die Schlagzeilen des deutschen Nachrichtenportals "Spiegel Online"

Und Pakistan lacht - endlich mal was Lustiges über den zukünftigen Präsidenten der USA, dessen Schatten sich unheilschwanger über das Land gelegt hat. Denn folgt man den seriösen Medien und den Diskussionen in den sozialen Netzwerken, überwiegt die Angst. Unvergessen sind die antiislamischen Äußerungen im Wahlkampf. Und in pakistanischer Lesart heißt das: Wer das tief muslimisch geprägte Land ablehnt, kann sich nur auf die Seite des Erzfeindes Indien schlagen.

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Florian Weigand leitet die Afghanistan-Redaktion der DW

Diese Besorgnis entbehrt nicht einmal einer gewissen Logik. Hindunationalisten in Indien feiern Trump bereits als Heilsbringer und ehren ihn mit Räucherstäbchen. Und dem Geschäftsmann mag die aufstrebende Wirtschaftsmacht sicher mehr imponieren als das gebeutelte Pakistan, wo Christen in Blasphemie-Verfahren mit Todesurteilen bedroht werden und islamistischer Terror omnipräsent zu sein scheint.

Besorgnis auch in Afghanistan 

Auch jenseits der gegenüberliegenden Grenze des Landes, in Afghanistan, überwiegt die Besorgnis. Trumps Fokus auf die US-Innenpolitik könnte dazu führen, dass er die Finanzhilfen und die Militärunterstützung drastisch drosselt. Die Kenntnis des gewählten Präsidenten über Afghanistan ist zudem erschreckend klein. Das Land tauchte im Wahlkampf vor allem in Vergleichen auf, in denen Trump behauptete, die Sicherheit in manchen amerikanischen Städten sei schlechter als am Hindukusch.

Dieses krasse Fehlen jeglicher außenpolitischen Expertise Trumps ist andernorts schon schlimm genug - in Pakistan und Afghanistan gewinnt es eine globale Dimension. Wir erinnern uns: Al Kaida, weltweites Terrornetzwerk und Urheber der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA, wurde in der Stadt Peshawar an der pakistanisch-afghanischen Grenze gegründet. Die Taliban in Afghanistan sind im Vormarsch und gewinnen wieder die Kontrolle über eines der wichtigsten Drogenanbaugebiete der Welt. Und im Osten des Landes hat sich dauerhaft die Terrormiliz "Islamischer Staat" eingenistet. Niemand weiß, welche Bedeutung dieses Gebiet als intakte Fluchtburg noch gewinnen wird, sollte der IS im Irak und Syrien wirklich geschlagen werden.

Schwarz-Weiß-Denken funktioniert nicht

Das kann auch Trump - oder zumindest seinen Beratern - nicht entgangen sein. Experten befürchten aber, dass sein Schwarz-Weiß-Denken einfache Lösungen dort sieht, wo immer sie nur laut genug vorgetragen werden.

Indien Feuerritual Splitterpartei Hindu Sena unterstützt Trump
Hindunationalisten unterstützen Donald TrumpBild: Reuters/A. Mukherjee

Profitieren könnte davon das pakistanische Militär, wenn es ohne großes Federlesen gegen Islamisten vorgeht, aber die Taliban im Nachbarland weiter unterstützt und gleichzeitig seine Machtbasis im Land mit dem Segen aus Washington zulasten einer demokratisch gewählten Regierung in Islamabad ausbaut. Auch die Hindunationalisten in Indien könnten gewinnen, wenn sie nur kompromisslos genug gegen Muslime auftreten und vor Gewalt und Pogromen nicht zurückschrecken. Selbst obskuren Milizen in Afghanistan könnte dann alles verziehen werden, wenn sie nur wirksam gegen Taliban und IS kämpfen und für oberflächliche Ruhe sorgen.

Die einfache Zweiteilung in gute und böse Buben hat in Südasien und am Hindukusch noch nie funktioniert. Kultur, Gesellschaft und Politik schillern in so vielen Facetten, dass selbst erfahrene Experten oft nur schwer durchblicken. Drahtzieher mit dem richtigen Machtinstinkt in der Region reiben sich derweil umso mehr die Hände, je naiver westliche Mächte sich einmischen.

Die USA sollten das eigentlich aus eigener Erfahrung wissen. Schon in den 1980er-Jahren unterstützten sie ohne Unterschied islamische wie islamistische Milizen im Kampf gegen die Sowjetunion in Kabul. Der enge Verbündete in Pakistan, General Zia ul Haq, konnte im US-Windschatten die Islamisierung des eigenen Landes vorantreiben, wohl gelitten bei den CIA-Emissären aus Washington. Der Sowjetkommunismus ist Geschichte. Geblieben sind die islamistischen Terrorgruppen.

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