US-Präsident Donald Trump hat sich die Vernichtung der Terrormiliz IS auf die Fahnen geschrieben. Ein richtiges Ziel - insbesondere, wenn zugleich die Ursachen für den Erfolg der Radikal-Islamisten identifiziert und Konsequenzen daraus gezogen würden. Dazu zählt eben vor allem die Zerstörung staatlicher Strukturen im Nahen Osten durch die USA, aber auch die massenhafte Verbreitung einer radikalen wahabitischen Auslegung des Islam - vor allem durch Saudi-Arabien.
Nun hat der saudische Außenminister Al-Jubeir in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" angekündigt, saudische Spezialeinheiten und möglicherweise auch Kampftruppen könnten im Kampf gegen den IS in Syrien am Boden eingesetzt werden. Das Ziel: Den IS zu vertreiben und zugleich sicherzustellen, dass die befreiten Gebiete nicht an "Hisbollah, Iran oder das Regime Assad fallen".
Eine Zerstückelung Syriens?
Das hört sich im ersten Moment gut an, ist aber brandgefährlich. Denn praktisch läuft das auf die Bildung von eigenen Kantonen auf syrischem Boden hinaus, jeweils unter amerikanischer und saudischer Kontrolle. Beziehungsweise unter Kontrolle der von ihnen dafür aus den über 1000 verschiedenen bewaffneten Gruppen ausgesuchten Rebellen.
Leider gehört zu den schmutzigen Wahrheiten des Syrien-Konfliktes, dass nach sechs Jahren Krieg auf Oppositionsseite ausgerechnet die salafistisch-dschihadistischen Milizen die militärisch stärksten sind. Was noch schwerer wiegt: Es wächst die Gefahr einer direkten Konfrontation iranischer und saudischer, russischer und amerikanischer Kämpfer. Die könnte sich zu einem hochgefährlichen Flächenbrand entwickeln.
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz konnte man gerade erst aus erster Hand erleben, wie gigantisch die Gegensätze zwischen den geostrategischen Rivalen sind. Saudi-Arabien zeigte sich dort von der Wahl Donald Trumps geradezu beglückt. Vor allem, weil die neue US-Administration den Iran als Hauptursache für sämtliche Übel des Nahen Ostens identifiziert hat. Und weil führende Republikaner in Nibelungentreue auch den Waffengang Saudi-Arabiens in dessen Nachbarland Jemen kritiklos unterstützen.
Der Kampf gegen den IS muss zunächst einmal in Mossul weiter geführt und gewonnen werden. Das ist schwer genug. Die Verluste der irakischen Kräfte dort sind hoch. Die Lage der Zivilbevölkerung laut UN-Angaben prekär. Und noch ist nicht klar, wer genau das Machvakuum nach der Vertreibung des IS füllen wird.
Nur eine gemeinsame Lösung führt ans Ziel
Nichts würde den IS in Syrien mehr schwächen, als wenn sich die Konfliktparteien auf eine gemeinsame Zukunft verständigen könnten. Der IS konnte nur deshalb so groß werden, weil er für die wichtigsten Mächte im Syrien-Konflikt die meiste Zeit eben nicht der wichtigste Gegner war. Das schließt Assad und seine Verbündeten ein, aber auch die Türkei, Saudi-Arabien und Katar.
Deshalb muss der Druck auf die Akteure bei den Friedensverhandlungen in Genf erhöht werden. Verhandlungen sind oft frustrierend und langwierig. Und es gibt, wie der UN-Sonderbeauftragte Staffan de Mistura in München betonte, Störer auf beiden Seiten. Trotzdem hat die Wiederannäherung der Türkei an Russland Bewegung in die viel zu lange festgefahrene Situation gebracht. Am sichtbarsten mit den Waffenstillstandsverhandlungen in Astana unter Beteiligung des Irans. Dieses Momentum muss nun genutzt werden. Wenn alle Seiten von Maximalforderungen abrücken wird ein inklusiver Friedensprozes möglich. Dann braucht es auch keine fremden Truppen mehr, um den IS von der Landkarte in Syrien zu fegen. Das schaffen die Syrer dann ganz alleine.
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