Kommentar: Schumi ist auch nur ein Mensch
4. Oktober 2012Jetzt kommen sie alle aus ihren Löchern, die Neunmalklugen, die es schon immer gewusst haben wollen: "Schumis Comeback war von vornherein zum Scheitern verurteilt". Viele von ihnen hatten vor drei Jahren noch lauthals über die Rückkehr des Rekordweltmeisters in die Formel 1 gejubelt. Denn das scheint mittlerweile schon wieder vergessen: Die Königsklasse des Automobilsports hatte damals, zur Jahreswende 2009/2010, Michael Schumacher dringend nötig. Der Skandal bei Renault um einen absichtlich herbeigeführten Unfall, der Ausstieg von BMW und Toyota, große Teams wie Ferrari und McLaren-Mercedes in der Krise - all das hatte dazu geführt, dass die Öffentlichkeit das Interesse an der Formel 1 zu verlieren begann.
Großes Kino
Mit Schumacher kehrte das große Kino zurück. Allein seine Anwesenheit im Formel-1-Zirkus elektrisierte. Plötzlich war es wieder angesagt, Formel-1-Rennen zu verfolgen. Nur sportlich wollte es für den Rekordchampion einfach nicht mehr rund laufen. Sein Auto war selten konkurrenzfähig, das war nicht Schumachers Schuld. Und dann stahl ihm auch noch Sebastian Vettel die Show, der neue Stern am deutschen Formel-1-Himmel. Schumacher musste erkennen, dass sich auch im Motorsport die Uhren nicht zurückstellen lassen.
Echter Sportsmann
Der frühere Überflieger musste lernen, mit Niederlagen umzugehen. Im Rennen unterliefen ihm nun auch Fehler, Schumacher zeigte Nerven. Damit wirkte er viel menschlicher als zu seinen glorreichen Zeiten. Und er stellte seine Qualitäten als Mannschaftsspieler unter Beweis. Anders als mancher Konkurrent in vergleichbarer Situation blieb der Altmeister äußerlich gelassen. Kein Wort gegen das Team, gegen den Konstrukteur, gegen die Mechaniker. Ein echter Sportsmann eben. Und vielleicht ist es ja auch ganz gut, wenn das "Denkmal Schumacher" Risse bekommen hat, wie einige Kritiker meinen. Denn letztlich ist Schumacher doch auch nur ein Mensch - der eben eine Zeit lang schneller Auto fuhr als alle anderen.