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Mit den Waffen einer Frau

Ines Pohl Kommentarbild App
Ines Pohl
20. Januar 2016

Mit Sarah Palin hat sich Donald Trump prominente Unterstützung geholt. Ein genialer Schachzug so kurz vor den ersten Vorwahlen, meint Ines Pohl.

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Sarah Palin (foto: picture-alliance/AP Photo/M. Balce Ceneta)
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Balce Ceneta

Eines muss man Donald Trump lassen: Er kann Schlagzeilen machen. Kein anderer Kandidat um das Präsidentenamt dominiert die mediale Aufmerksamkeit so dauerhaft und deutlich wie er. Sein neuester Coup ist Sarah Palin. Nur wenige Tage vor der wichtigen ersten Vorwahl in Iowa hat sie bekannt gegeben, den Republikaner Donald Trump zu unterstützen. Und das ist Gold wert für den Milliardär.

Sie hat, was ihm zu dem mit großer Bedeutung aufgeladenen Auftakt eines jeden Wahlkampfes fehlt. 52 Prozent der republikanischen Stammwählerinnen und -wähler in Iowa sind Evangelikale. Und auch wenn der Geschäftsmann aus New York in den vergangenen Wochen alles gegeben hat, um in diesem Lager um Stimmen zu buhlen, kommt er in Sachen Religion gegen seine Mitbewerber Ben Carson und Ted Cruz nicht wirklich an. Hier hilft Palin gewaltig. Die Superchristen lieben die traditionellen Werte der ehemaligen Gouverneurin von Alaska, ihre eindeutige Ablehnung des Rechts auf Abtreibung, ihren mitunter rassistischen Unterton, mit dem sie über Muslime spricht.

Trumps Grenzen

Und nicht nur dort. Auch wenn man über die ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire hinausdenkt, wird diese Frau, die schon einmal Süd- und Nordkorea verwechselt und Russland von Alaska aus sehen kann, Donald Trump noch große Dienste leisten. Besonders im Süden wird Palins Bodenständigkeit gut ankommen. Ihr nimmt man das karrierte Hemd und das Gewehr in der Hand gut ab. Donald Trump weiß, wo seine Grenzen liegen.

Die stärkste Waffe der Sarah Palin aber ist ihr Geschlecht. Sie wird Hillary Clinton anders angreifen können als Donald Trump, der in seiner flapsigen Art immer wieder nicht nur erklärte Feministinnen gegen sich aufgebringt. Was ihm als Sexismus ausgelegt werden würde, und auch oft sexistisch ist, kann Sarah Palin sagen. Und es wird schwer sein für Hillary Clinton darauf zu reagieren, ohne sich auf die populistische Ebene dieses neuen republikanischen Powerteams einzulassen. Ein Stil, der ihr nicht gut stünde. Das ist das besonders perfide an dieser Wahl.

Ines Pohl (Foto: DW)
Ines Pohl, DW-Korrespondentin Washington

Gut für den Wahlkampf - und danach?

Sarah Palin ist mit John McCain schon einmal als nominierte Vizepräsidentin gescheitert. Es ist noch zu früh, darüber zu spekulieren, ob Trump mit ihr an der Seite in den Wahlkampf ziehen wird, wenn er denn tatsächlich nominiert wird. Letztlich sind sich die beiden in ihrer politischen Ahnungslosigkeit und ihrer enggeführten Argumentation zu ähnlich. Denn nur gegen die politische Korrektheit und das korrupte Establishment zu wettern, ohne jegliches eigenes Programm, dürfte dann doch nicht reichen, um tatsächlich ins Weiße Haus gewählt zu werden.

Das ist im Moment aber auch noch nicht wichtig. Jetzt zählt der Wahlkampf um die Nominierung. Und der ist Trump mit Sarah Palin an der Seite ein gutes Stück näher gekommen.

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Ines Pohl Büroleiterin DW Studio Washington@inespohl