Kommentar: Kein Grund zur Panik
4. August 2014Plötzlich war er wieder da - dieser Gedanke an den 15. September 2008. Es war der Tag, an dem die Bank Lehman Brothers in den Abgrund stürzte und große Teile des Weltfinanzsystems mit ins Verderben riss.
Nun ist die portugiesische Bank mit dem wundervoll klingenden Namen Espírito Santo nicht mit Lehman zu vergleichen. Und das ganze Drumherum auch nicht. Aber fünf Milliarden Euro Miese in der Bilanz so gut zu verstecken, ohne dass es jemand bemerkt hat - das macht schon Sorgen. Entweder saßen da exzellente Trickser in der Bank des Heiligen Geistes - oder bei der Bankenaufsicht Portugals nur Einäugige und Blinde. Vielleicht hatte man auch auf Beistand von ganz oben gehofft. Bei dem Namen…
Der Unterschied
Aber irgendwie sind fünf Milliarden Euro Minus in der Bilanz nun einmal etwas total Irdisches. Nach einem Wochenende hektischer Verhandlungen (auch das erinnerte an die Lehman-Pleite) dann in der Nacht zu Montag und vor Öffnung der Märkte in Asien die Nachricht von der milliardenschweren Rettung. (Das ist der Unterschied zu Lehman.)
Und es gibt noch einen ganz anderen, ganz wichtigen Unterschied, der deutlich macht, dass sich in Sachen Finanzmarktregulierung doch etwas getan hat: Für die Rettung müssen zuallererst die Besitzer der Bank - also Aktionäre und Anleihegläubiger bluten, nicht aber die Sparer. Die werden geschützt. Die Milliarden für das Rettungspaket tun Portugal natürlich weh, denn gerade erst hat das Land - nach drei entbehrungsreichen, harten Jahren - das schützende Dach des Rettungsschirms verlassen. Zum Glück war vom 78-Milliarden-Euro-Hilfspaket, welches seinerzeit von EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank geschnürt worden war, noch etwas übrig.
Feuerprobe bestanden
Man muss festhalten, dass die nach der Lehman-Pleite in der Europäischen Union entwickelten Mechanismen für die Abwicklung einer Pleite-Bank offenbar funktionieren. Espírito Santo war so etwas wie eine Feuerprobe. Die Notwendigkeit, die Bank zu retten, hatte sich schon seit einiger Zeit angedeutet, schließlich war die Eigenkapitalquote der Bank auf fünf Prozent gesunken - und damit unter die von den Bankenaufsehern geforderten Satz von sieben Prozent. Da gingen die Alarmlampen an.
Niemand muss jetzt also ein neues Ausbrechen der Eurokrise befürchten. Der Fall der größten privaten Bank Portugals zeigt aber exemplarisch, dass noch längst nicht alle Feuernester gelöscht sind, die vom großen Brand 2009 übrig geblieben sind. Er zeigt, dass es sich gelohnt hat, um wirklich gute europäische Lösungen zu streiten, zum Beispiel für eine funktionierende Bankenaufsicht und einen Machanismus zur Abwicklung von Pleitebanken. So hat das Ende des Heiligen Geistes auch etwas Gutes.