Den Weg geebnet
7. Juni 2008Hillary Clinton hat sich Zeit gelassen. Erst vier Tage, nachdem ihr Konkurrent Barack Obama die nötige Stimmenzahl erreichte, hat sie ihm zu diesem Sieg gratuliert. Zu Beginn ihrer Rede war ihr die Enttäuschung und Frustration klar anzumerken. Doch sie ist über ihren Schatten gesprungen. Sie hat ihm gratuliert und versprochen, nun für ihn und ihre gemeinsamen Ziele zu arbeiten. Sie übernahm sogar seinen Wahlkampfslogan.
Dass ihr dies nicht leicht fiel, ist verständlich. Denn das Rennen ist letztlich knapp ausgegangen. Doch auch wenn sie jetzt nicht die Präsidentschaftskandidatin ist, hat Hillary Clinton viel erreicht. Ihre Kandidatur hat deutlich gemacht, dass es durchaus möglich ist, Präsidentin und Oberbefehlshaberin der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden. Frauen im ganzen Land waren elektrisiert durch ihre Kandidatur, sahen sie darin die logische Konsequenz der Emanzipationsbewegung der letzten Jahrzehnte.
Nicht, weil sie Frau ist
Dass Hillary Clinton nicht gewonnen hat, liegt nicht daran, dass sie eine Frau ist. Sie hat schlicht Fehler in ihrem Wahlkampf gemacht. Doch es bleibt ihr Verdienst, den Weg für andere Frauen für das Präsidentenamt und andere prestigeträchtige Posten geebnet zu haben. Alle, die nach ihr kommen, werden es leichter haben und ernster genommen werden.
Gemeinsam mit Barack Obama hat sie dafür gesorgt, dass fast 35 Millionen Wählerinnen und Wähler ihre Stimmen abgegeben haben. Das ist ein absoluter Rekord. Weil sie bis zum Schluss im Rennen geblieben ist, erfasste die Begeisterung alle 50 Bundesstaaten. Sie hat den Wählern das Gefühl gegeben, dass jede Stimme zählt. Und wer sich ernst genommen fühlt, geht wieder zur Wahl. Eine hohe Wahlbeteiligung aber ist ein wichtiger Bestandteil eines möglichen Wahlerfolges.
Mit ihrer Sachkenntnis und Detailversessenheit, die manchmal absurd wirkte, hat sie dennoch dafür gesorgt, dass es im Wahlkampf nicht um Phrasen sondern auch um Themen ging, die ihr und den Wählern am Herzen liegen: Krankenversicherung, Schulbildung und Armutsbekämpfung sind nur einige Beispiele.
Obama braucht sie
Und schließlich: Barack Obama braucht ihre Unterstützung, wenn er im November gewinnen will. Bei ihren Siegen in New Hampshire und Kalifornien, in Ohio und Pennsylvania, in Kentucky und Puerto Rico konnte sie Wählerschaften hinter sich versammeln, mit denen der 46jährige Senator aus Illinois offensichtlich seine Schwierigkeiten hat: Arbeiter, weniger Gebildete, Latinos, Ältere vor allem ältere Frauen.
Barack Obama selbst hat in seiner Rede am Dienstag gesagt, dass er ihretwegen ein besserer Kandidat sei. Das entspricht den Tatsachen. Denn der Wahlkampf gegen Hillary Clinton hat ihn vorbereitet auf die Auseinandersetzung mit John McCain. Das ist es, was letztlich zählt. Die Fehler ihres Wahlkampfteams, ihre Arroganz und Unnahbarkeit zu Beginn des Wahlkampfs, Entgleisungen wie die vom angeblichen Scharfschützenbeschuss in Bosnien aber werden in den Hintergrund treten, sollte Barack Obama Präsident werden. Dass es bis dahin noch ein weiter Weg ist, weiß niemand besser als Hillary Clinton