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Kommentar: Ahmadinedschad schadet seinem eigenen Land

Peter Philipp9. Dezember 2005

Wieder hat der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad durch israelfeindliche Äußerungen auf sich aufmerksam gemacht. Damit treibt er sein Land weiter in die internationale Isolation, meint Peter Philipp.

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Ahmadinedschad fördert die RadikalisierungBild: AP
Fernschreiber Autorenfoto, Peter Philipp

Er kann es nicht lassen: Obwohl – vielleicht sogar: Weil – er genau weiß, dass solche Attacken auf Israel weltweite Empörung auslösen, legte der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad immer wieder nach. Nun sein "Ratschlag", Deutschland und Österreich sollten doch den Nahostkonflikt lösen, indem sie dem "zionistischen Regime" einige ihrer Provinzen überlassen, wenn sie denn schon behaupteten, im Zweiten Weltkrieg Juden umgebracht zu haben.

Erst vor wenigen Wochen hatte Ahmadinedschad schon einmal gefordert, Israel von der Landkarte auszuradieren, jetzt stellt er auch noch den Holocaust in Zweifel. Und es ist sicher kein Zufall, dass er diese Erklärungen in Mekka abgibt, im Rahmen des Treffens der "Islamischen Konferenz Organisation". Ebenso wenig, dass die Worte vom arabischen Programm des iranischen Fernsehens verbreitet werden. Ahmadinedschad setzt offenbar darauf, sich mit solchen Worten Sympathie und Zustimmung in der islamischen Welt zu erwerben.

Arm und Reich leiden unter Radikalisierung

Das dürfte ihm auch gelingen. Nur um welchen Preis? Empfänglich für solche Thesen sind in der arabischen und islamischen Welt in erster Linie die einfachen und unterprivilegierten Leute, die die Wurzel ihres Elends lieber in der Existenz Israels und der "Arroganz" des Westens suchen als bei den eigenen Regimen. Es sind diese Kreise, die auch heute noch den 11. September für ein israelisches Komplott halten und auf die Osama Bin Laden es abgesehen hat, wenn er Helfershelfer für El-Kaida braucht.

Es kann nicht im Interesse des Iran liegen, dass sein Präsident sich nun in solche Gesellschaft begibt. Ahmadinedschad wurde gewählt, weil er den Armen Hilfe versprochen hatte. Statt dieses Versprechen einzulösen, bringt er aber das ganze Land in Schwierigkeiten. Arm und Reich werden unter den Folgen der Radikalisierung leiden, die der Präsident fast täglich fördert. Unter Vorgänger Khatami und schon unter dessen Vorgänger Rafsanjani hatte der Iran den Weg zurück in die Völkergemeinschaft eingeschlagen. Ahmadinedschad scheint von diesem Weg immer weiter abzukommen.

Auch besonnene Iraner verzweifeln

Dabei ist es müßig, auf die Ausfälle des Präsidenten im Einzelnen einzugehen. Sie sind so provozierend, so undiplomatisch und absurd zugleich, dass auch besonnene Iraner darüber zur Verzweiflung getrieben werden. Nicht aus Sympathie gegenüber Israel oder dem Westen, sondern aus Sorge um das eigene Land.

Sie wissen natürlich auch, dass der radikale Kurs des Präsidenten den Radikalen im Ausland Auftrieb und Rückenstärkung gibt, die dem Iran immer schon nur die finstersten Intentionen unterstellt haben. Der Nuklearstreit ist ein deutliches Beispiel hierfür: Die Europäer wollten mit ihren Atomverhandlungen ein Gegengewicht zu den unverhüllten Drohungen aus Washington schaffen. Die Verhandlungen sind inzwischen abgebrochen und eine Wiederaufnahme dürfte von Tag zu Tag schwieriger werden. Denn jede neue Attacke Ahmadinedschads erhöht das Misstrauen gegenüber dem Iran.