Waffenstillstand mit ELN-Rebellen in Kolumbien
1. Oktober 2017Der Chefkommandant der Nationalen Befreiungsarmee (ELN), Nicolás Rodríguez, wies die Einheiten der Rebellen an, "alle Offensiven einzustellen, um wie mit der Regierung vereinbart eine Waffenruhe herzustellen". Dazu gehören auch Geiselnahmen und Attacken auf Öl-Raffinerien. Außerdem versprechen die Rebellen in der Zeit des Waffenstillstands keine neuen Kämpfer zu rekrutieren. Die Regierung sicherte ihrerseits zu, die Bedingungen für die etwa 450 inhaftierten Mitglieder der ELN zu verbessern. Außerdem sollen Menschenrechtler besser vor Übergriffen geschützt werden.
Seit Anfang Februar verhandeln die kolumbianische Regierung und die ELN in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito über eine Beilegung der über 50 Jahre währenden Feindseligkeiten. Die Waffenruhe soll vom 1. Oktober an gut 100 Tage bis in die zweite Januar-Woche 2018 dauern. Präsident Juan Manuel Santos kündigte die Gründung einer Kommission zur Überprüfung der Vereinbarungen an, an der die Vereinten Nationen und die katholische Kirche beteiligt sein werden.
Frieden nach über 50 Jahren?
Die ELN kämpft seit 1964 gegen die Regierung in Bogotá. Entzündet hatte sich der Konflikt damals an sozialen Ungerechtigkeiten. Bei dem blutigen Kampf zwischen den linken Guerillas, rechten paramilitärischen Gruppen und Regierungsstreitkräften wurden unterschiedlichen Angaben nach zwischen 260.000 und 340.000 Menschen getötet, mehr als 60.000 Menschen gelten als vermisst. Sieben Millionen Kolumbianer wurden vertrieben.
Präsident Santos hofft nun auf einen "ersten Schritt in Richtung Frieden". Erst im November 2016 hatte Bogotá ein historisches Friedensabkommen mit den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC), der größten Rebellengruppe des Landes, unterzeichnet. Deren Entwaffnung erklärten die UN Ende Juni für abgeschlossen.
jv/qu (afp, ap, epd)