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Konflikte

Koka-Bauern in Kolumbien lassen Soldaten frei

29. Oktober 2021

Im Nordosten Kolumbiens haben empörte Bauern etliche Soldaten "entführt", als diese illegale Koka-Plantagen zerstören wollten, und zwei Tage in einer Schule festgehalten. Nun hoben sie Blockade auf.

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Kolumbien | Koka-Bauern lassen 180 Soldaten nach Geiselnahme wieder frei
Ein Koka-Bauer spricht zu Soldaten nach deren Freilassung in TibúBild: Schneyder Mendoza/AFP/Getty Images

Das Büro des kolumbianischen Ombudsmannes für Menschenrechte teilte mit, die Bauern hätten sich zurückgezogen und beschlossen, "die Arbeit der Regierungstruppen nicht zu behindern". Nach Angaben eines Generals hatten die Bauern die 180 Soldaten am Dienstag "entführt", als nahe der Grenze zu Venezuela gegen verbotene Koka-Pflanzungen vorgehen wollten. Die Soldaten seien von Landwirten umzingelt worden, die mit Stöcken und Macheten bewaffnet waren, sagte General Ómar Sepúlveda. In einem Video, das Journalisten der Nachrichtenagentur AFP vom Militär gezeigt wurde, ist eine Gruppe von Soldaten in Tarnkleidung und mit Gewehren zu sehen, die sich zusammenkauern, während Zivilisten sie bewachen.

AFP-Reporter sahen, wie sich die Bauern aus einer Schule im ländlichen Raum im Department Norte de Santander zurückzogen, in der die Soldaten festgehalten wurden. Zuvor hatte sich Präsident Ivan Duque für ihre Freilassung ausgesprochen. Ein Sprecher der Bauern, der sich selbst als "Junior" bezeichnete, sagte im Radio, die Regierung in Bogotá habe ihnen entgegen anderslautender Versprechungen nicht geholfen, die Koka-Anpflanzungen durch legale Kulturen zu ersetzen. Deshalb seien die Soldaten aus Protest entführt worden.

Kolumbien | Koka-Bauern lassen 180 Soldaten nach Geiselnahme wieder frei
Mitarbeiter des Büros des kolumbianischen Ombudsmannes für Menschenrechte nehmen Kontakt mit den freigelassenen Soldaten aufBild: Schneyder Mendoza/AFP/Getty Images

Das Büro des Ombudsmannes für Menschenrechte entsandte nach eigenen Angaben eine Delegation zu den Bauern in die Gemeinde Tibú. Nach Angaben des Militärs tagte zwischenzeitlich ein Sicherheitsrat aus zivilen Behörden, Polizei und Friedenskommissar, um einen Weg der Verständigung zu finden.

Tibú liegt in der Region Catatumbo, die nach UN-Angaben mit mehr als 40.000 Hektar Koka-Plantagen das größte Drogenanbaugebiet der Welt ist. In der Gegend an der Grenze zu Venezuela zerstörte das Militär in diesem Jahr bereits 319 Hektar illegale Koka-Anbauflächen und entschärfte im Oktober fünf Sprengsätze.

Größter Koka-Produzent der Welt

Kolumbien ist vor Peru und Bolivien der weltgrößte Produzent von Kokain, das aus der Kokapflanze gewonnen wird. Frühere Mitglieder der aufgelösten Rebellengruppe FARC und andere bewaffnete Gruppen kämpfen entlang der Grenze zu Venezuela um die Kontrolle über den lukrativen Drogenhandel. Weder der Friedensvertrag mit der FARC, die sich unter anderem mit Drogenhandel finanzierte, noch die Corona-Krise haben den großflächigen Anbau von Koka in Kolumbien stoppen können. Ein großer Teil des Kokains wird in die USA geschmuggelt. 

Kolumbien: Umstrittene Souvenirs

Soldaten zerstören immer wieder häufig Koka-Plantagen, die den einzigen Lebensunterhalt für tausende Bauern und Wanderarbeiter bedeuten. Deswegen kommt immer wieder zu Zusammenstößen mit Koka-Bauern. Ein Teil der Anbaufläche soll durch die Zerstörungen verschwinden, ein anderer durch einen freiwilligen Wechsel der Bauern zu anderen Nutzpflanzen. So gehörte zu dem Friedensvertrag 2016 eine Strategie, den Bauern mit Subventionen für alternative Anbauprodukte wie Kaffee, Zuckerrohr und Kochbananen und Plänen für die Entwicklung ländlicher Gebiete aus der Armut zu helfen. Doch mit Koka kann man um ein Vielfaches mehr verdienen als mit Kochbananen.

kle/ehl (afp, dpa)