Kofi Annan - ein Leben für die Vereinten Nationen
Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan ist in seiner Heimat Ghana mit einem Staatsakt beigesetzt worden. Zu Lebzeiten prägte er die Vereinten Nationen - wenn auch nicht immer mit dem gewünschten Erfolg.
Der Friedensstifter
Kofi Annan starb am am 18. August im Alter von 80 Jahren nach kurzer Krankheit. Sein Leben war bestimmt vom Einsatz für den Frieden.
Die UN-Karriere
Geboren wurde Annan 1938 in der damaligen britischen Kolonie Goldküste in Kumasi, heute größte Stadt Ghanas. 1962 trat er der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen bei. Abgesehen von einer Unterbrechung in den Jahren 1974-1976 arbeitete er seitdem durchgehend für Institutionen der UN.
Der Völkermord von Ruanda
1994 war Annan für den Einsatz der UN-Blauhelm-Soldaten in Ruanda zuständig. An dem Einsatz gab es im Nachhinein viel Kritik - mangels Unterstützung der internationalen Gemeinschaft stand man dem Konflikt weitgehend hilflos gegenüber. Annan gestand später selbst ein, zu wenig Aufmerksamkeit auf den Völkermord gelenkt zu haben. Die internationale Gemeinschaft habe hier versagt.
Der Generalsekretär
1996 wurde Kofi Annan als erster UN-Diplomat und erster Schwarzafrikaner von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Generalsekretär ernannt. Zum 1 Januar 1997 übernahm er den Posten vom Ägypter Boutros Boutros-Ghali (Bild oben 2. v.l) und wurde fünf Jahre später im Amt bestätigt. In seinen zehn Jahren Amtszeit prägte er das Amt wie kaum einer seiner Vorgänger und Nachfolger.
Gründung des Internationalen Strafgerichtshofs
In die Amtszeit von Annan als UN-Generalsekretär fällt die Gründung des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag 1998. Der ist zwar kein Teil der Vereinten Nationen, kooperiert aber mit ihnen. Annan bezeichnete die Gründung als "einen großen Schritt Richtung universeller Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit".
Der Friedensnobelpreis
2001 erhielt Kofi Annan gemeinsam mit den Vereinten Nationen den Friedensnobelpreis für den "Einsatz für eine besser organisierte und friedlichere Welt". Das Nobelkomitee würdigte zudem Annans Engagement für den Kampf gegen die Ausbreitung von HIV in Afrika und seinen erklärten Widerstand gegen den internationalen Terrorismus.
Darfur - ein Konflikt von vielen
Die Darfur-Krise, in der nach UN-Einschätzungen allein in den Jahren 2003 bis 2008 300.000 Menschen getötet wurden, beschäftigte auch den UN-Generalsekretär. 2005 reiste er in die Krisenregion (Bild: Labado, Süddarfour). Bis zum Ende seiner Amtszeit drängte Annan die internationale Gemeinschaft, den Konflikt zu lösen. Zur Ruhe ist die Region bis heute nicht gekommen.
Der Rücktritt
Für eine dritte Amtszeit als UN-Generalsekretär kandidierte Annan nicht, zum Jahresende 2006 übergab der den Posten seinem Nachfolger, dem Südkoreaner Ban Ki-Moon. In seiner Abschiedsrede benannte Annan "eine ungerechte Weltwirtschaft und die weit verbreitete Verachtung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit" als große Probleme, die sich während seiner Amtszeit verschärft hätten.
Engagement außerhalb der UN
Kofi Annan war Mitglied der Gruppe "The Elders", eines unabhängigen Zusammenschlusses von ehemaligen Staatsmännern, Menschenrechtlern, Friedensaktivisten und prominenten Intellektuellen. Gegründet wurde sie vom 2013 verstorbenen Nelson Mandela.
Weiterer Einsatz nach seiner Amtszeit
Auch nach seiner Zeit als Generalsekretär war Annan weiter für die UN tätig, etwa als Sondergesandter für Syrien. 2012 traf er in dieser Position den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.
Trauer in Ghana
Annan starb in der Schweizer Hauptstadt Bern. Seine Leiche wurde in die ghanaische Hauptstadt Accra überführt und dort aufgebahrt. Hunderte Menschen, darunter Angehörige, Politiker sowie lokale Häuptlinge und Clan-Führer, nahmen hier von ihm Abschied - zum Teil mit traditionellen Riten.
Staatsakt zum Abschied
Am Mittwoch wurde Kofi Annan mit einem Staatsakt in Ghanas Hauptstadt Accra gewürdigt. Hunderte Gäste nahmen an der Zeremonie im Accra International Conference Centre Teil, zusätzlich wurde die Feier auf einen Bildschirm auf dem Vorplatz des Kongresszentrums übertragen.
Würdigung durch Guterres
Der amtierende UN-Generalsekretär Antonio Guterres würdigte Annan als einen "außergewöhnlichen globalen Führer mit einem tiefen Glauben an die Rolle der Vereinten Nationen als eine Kraft für das Gute".
Beisetzung im Familienkreis
Der anglikanische Bischof von Annans Heimatstadt Kumasi, Daniel Sarfo, sagte: "Wir sind dankbar, dass Gott ihn im Laufe der Jahre benutzt hat, um für die Menschheit, für den Frieden zu arbeiten. Heute, da er hier liegt, hat er seine Arbeit beendet." Im Anschluss an den Staatsakt wurde Kofi Annan im engsten Familienkreis auf dem Militärfriedhof beigesetzt.