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6. Dezember 2006

“Tim-Tim” nennen die Bewohner Osttimors ihr Land zärtlich. Heute ist die ehemalige portugiesische Kolonie frei. Doch Tod, Vertreibung und Zerstörung waren der hohe Preis für die Unabhängigkeit.

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Freiheitskämpfer mit osttimoresischer Flagge
Osttimor ist frei. Doch die Unabhängigkeit hatte einen hohen Preis.Bild: AP
Osttimor wurde im April 1999 Schauplatz eines der schlimmsten Massaker in der Geschichte Indonesiens. Fast 2000 Menschen wurden umgebracht, Frauen vergewaltigt, Häuser angezündet. Hunderttausende Menschen flüchteten.

Hoher Preis der Unabhängigkeit

Die Bevölkerung der Insel hatte kurz zuvor in einem Referendum mit überwältigender Mehrheit für die Unabhängigkeit von Indonesien gestimmt, das seinen kleinen Nachbarn 1975 annektiert hatte. Die Antwort der pro-indonesischen Milizen war brutale Gewalt: Mit Macheten, Knüppeln und Maschinenpistolen zogen sie eine Spur der Verwüstung durch Ost-Timor. Die internationale Empörung war groß und führt dazu, dass der UN-Sicherheitsrat eine Übergangsregierung in der Stadt Dili installieren konnte. Am 20. Mai 2002 dann war es dann soweit: Die Demokratische Republik Timor-Leste, wie Osttimor offiziell heißt, konnte endlich ihre Unabhängigkeit feiern.

Aufarbeitung des Massakers

Noch haben die Menschen die Gräueltaten nicht vergessen. „Keine Versöhnung ohne Gerechtigkeit“ - so bringen es viele Menschen in Timor-Leste auf den Punkt. Eine neu gegründete Wahrheits- und Versöhnungskommission gibt geständigen Milizionären, die „leichte Verbrechen“ ohne körperliche Schäden an Menschen begangen haben, die Chance, sich nach einem Versöhnungsprozess mit den Opfern ohne Gerichtsverfahren wieder in die Gesellschaft einzugliedern.

Versöhnung statt Rache

Doch viele Menschen in Osttimor und den Flüchtlingslagern sind noch aufgewühlt und fordern Rache statt Versöhnung. Sie müssen mit dem Verlust von Familienangehörigen und Eigentum fertig werden. Dazu kommt, dass die Wirtschaft stagniert. Jeder fünfte Osttimorese lebt mit einem Dollar pro Tag unterhalb der Armutsgrenze. Viele können weder lesen noch schreiben. Allein bei den timoresischer Frauen liegt die Analphabetenrate bei über 60 Prozent.

Der Bildungsminister sieht einen direkten Zusammenhang zwischen Bildung, wirtschaftlicher Entwicklung und Versöhnungsprozess. Erst wenn es den Menschen finanziell und gesundheitlich besser geht, könnten sie sich mit klarem Kopf der Vergangenheit stellen. Er setzt sich deshalb dafür ein, "Versöhnung" als eigene Disziplin in die Lehrpläne der Schulen einzuführen. Damit auf Osttimor wieder Normalität einkehren kann.

Autoren: Filomena Guterres und Antonio Rocha

Redaktion: Peter Koppen