Glossar Schuldenkrise
27. Oktober 2011EFSF
Auch Rettungsschirm oder Rettungsfonds genannt. EFSF steht für European Financial Stability Facility. Das ist eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Luxemburg. Sie kann sich an den Finanzmärkten bis zu 440 Milliarden-Euro leihen. Weil die solventen Staaten der Euro-Zone dafür bürgen, muss der Rettungsfonds nur geringe Zinsen zahlen. Das Geld kann er an angeschlagene Länder weitergeben, denen niemand mehr etwas leihen will. Bei einem Totalausfall haftet Deutschland mit 211 Milliarden Euro. Das entspricht ungefähr den gesamten Steuereinnahmen eines Jahres.
Kredithebel für den EFSF
Kredithebel versuchen, mit Hilfe fremden Geldes die Wirkung des eigenen Geldes zu erhöhen. Hintergrund ist die Sorge, dass das Geld nicht für alle Krisenländer reicht. Der finanztechnische Trick der Hebelung soll den Rettungsfonds EFSF in die Lage versetzen, im schlimmsten Fall nicht nur 440 Milliarden Euro an die Krisenländer weitergeben zu können, sondern 1000 Milliarden Euro. Wie das genau geschehen soll, ist noch nicht beschlossen. Die Summe, mit der einzelne Länder maximal haften, soll durch die Hebelung nicht größer werden. Allerdings steigt das Risiko eines Totalausfalls.
ESM
Der bisherige Rettungsschirm EFSF ist nur eine vorübergehende Notlösung. Bis Mitte 2013 soll er durch den ESM abgelöst werden. Das steht für Europäischer Stabilitäts-Mechanismus. Er soll bis zu 500 Milliarden Euro an Krediten vergeben können. Im Prinzip funktioniert er wie sein Vorgänger EFSF. Der Unterschied ist, dass die Euroländer nicht nur mit Bürgschaften haften, sondern auch echtes Geld einzahlen sollen.
Schuldenschnitt
Auch Schuldenerlass, Haircut oder Teil-Insolvenz genannt. Für Griechenland wurde auf dem EU-Gipfel ein Schuldenschnitt von 50 Prozent beschlossen. Griechenland wird also die Hälfte seiner Schulden erlassen. Private Banken und Versicherungen weigerten sich lange, dem zuzustimmen. Doch nach zähen Verhandlungen in Brüssel akzeptierten sie "freiwillig" den Schuldenschnitt, der für sie einen Verlust von rund 100 Milliarden Euro bedeutet.
Staaten und die Europäische Zentralbank haben Griechenland ebenfalls Geld geliehen. Diese Kredite sind vom Schuldenschnitt nicht betroffen. Dafür bekommt Griechenland von den Euro-Staaten aber weitere Kredite und Garantien (siehe Rettungspakete für Griechenland).
Rekapitalisierung der Banken
Um zu verhindern, dass große Banken durch den Schuldenschnitt für Griechenland in Schieflage geraten und dadurch vielleicht eine neue Bankenkrise auslösen, wurde auf dem EU-Gipfel eine Erhöhung der Kernkapitalquote von vier auf neun Prozent beschlossen. Diese Kennzahl legt den Anteil fest, mit dem Banken für von ihnen vergebene Kredite mit eigenem Geld haften. 91 führende Banken in Europa müssen sich nun insgesamt rund 106 Milliarden Euro frisches Kapital beschaffen. Deutsche Banken brauchen davon etwa fünf Milliarden. Gelingt es den Banken nicht, Kapitalgeber zu finden, sollen notfalls die Staaten einspringen.
Rettungspakete für Griechenland
Es gibt zwei Rettungspakete für Griechenland. Das erste wurde im Mai 2010 beschlossen. Die Euro-Staaten, die Europäischen Zentralbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) sagten Griechenland Kredite in Höhe von 110 Milliarden Euro zu. Dies war nötig, weil niemand sonst bereit war, dem Land zu vertretbaren Zinsen Geld zu leihen. Das Geld wird seitdem in kleinen Teilen (Tranchen) an Griechenland verliehen.
Weil die Kredite nicht reichen, einigten sich die Euro-Länder und der IWF im Juli 2011 auf ein zweites Rettungspaket. Dieses Paket wurde auf dem EU-Gipfel am Mittwoch (26./27.10.2011) verändert, bis zum Jahresende sollen alle Details geklärt sein. Das zweite Hilfspaket umfasst 100 Milliarden Euro an Krediten für Griechenland. Zusätzlich geben die Staaten Garantien in Höhe von 30 Milliarden Euro.
Autor: Andreas Becker
Redaktion: Klaus Ulrich