Kinderarmut in Deutschland
Obwohl Deutschland als reiches Land gilt, leben auch hier viele Kinder in Armut. Laut UN-Kinderhilfswerk UNICEF ist die Kinderarmut in Deutschland höher als in vielen anderen Industrieländern. Rund 1,2 Millionen Kindern fehlen demnach die einfachsten Dinge wie zum Beispiel eine tägliche warme Mahlzeit oder ein zweites Paar Schuhe.
Diese Erkenntnis bestätigt eine Studie des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS). Für sie gelten Familien als arm, die weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens zur Verfügung haben. Die Leiterin der Studie Gerda Holz berichtet: "Konkret heißt Armut bei uns, dass die Kinder kein Kinderzimmer haben, dass sie kein Fahrrad haben." Laut der Studie liegt die Ursache dafür meistens in der Arbeitslosigkeit der Eltern.
Deutschlandweit gibt es Vereine, die Kinder aus armen Familien kostenlos mit Lebensmitteln und Kleidung versorgen. Diese Vereine bekommen Spenden von freiwilligen Helfern und aus regionalen Geschäften. Ein Vereinsmitarbeiter aus Gelsenkirchen, wo jedes dritte Kind von Sozialhilfe lebt, sagt: "Es ist bitter, wenn Kinder hungrig zur Schule kommen oder im Winter Sandalen tragen."
Die Hilfsorganisationen fordern den Staat auf, das Problem der Kinderarmut zu lösen. Er soll genügend Angebote zur Betreuung von Kindern schaffen, die für die Eltern auch bezahlbar sind. Denn laut der Studie konnten sich vor allem jene Kinder aus der Armut befreien, die solche staatlichen Hilfsangebote nutzten.
Glossar
Hausaufgabe, die -eine Aufgabe, die Schüler zu Hause erledigen müssen
Entwicklungsland, das- ein Land, das wirtschaftlich wenig entwickelt ist
Kinderhilfswerk, das- eine Organisation zur Unterstützung von armen Kindern
höher -hier: mehr
Industrieland, das- ein Land, das wirtschaftlich sehr gut entwickelt ist
rund- hier: etwa
demnach- hier: nach Informationen von …
Erkenntnis, die- das Wissen über etwas
Studie, die- eine wissenschaftliche Untersuchung
Durchschnittseinkommen, das- mathematischer Wert, der das mittlere Einkommen einer Gruppe angibt
etwas zur Verfügung haben- etwas besitzen
deutschlandweit- in ganz Deutschland
kostenlos- so, dass man nichts für etwas bezahlen muss
jemanden mit etwas versorgen- jemandem etwas geben, das er braucht
Spende, die- das Geld oder die Gegenstände, die verschenkt werden, damit anderen Menschen geholfen wird
freiwillig- aus eigenem Willen; ohne dass man gezwungen wurde
Sozialhilfe, die- das Geld, das arme Menschen vom Staat bekommen
bitter- unangenehm; enttäuschend
genügend- genug; ausreichend
sich aus etwas befreien- hier: durch eine Aktion erreichen, dass man nicht mehr länger in einer unangenehmen Situation ist
Fragen zum Text
1. Viele Kinder in Deutschland müssen in Armut leben, weil …
a) sie nicht genug Geld verdienen.
b) sie schlecht in der Schule sind.
c) ihre Eltern keine Arbeit haben.
2. Was stimmt nicht? Eine Familie gilt als arm, wenn …
a) sie weniger als die Hälfte zur Verfügung hat als die meisten Familien.
b) sie weniger als die Hälfte ausgibt als die meisten Familien.
c) sie weniger als die Hälfte verdient als die meisten Familien.
3. Kinder aus armen Familien bekommen Unterstützung von …
a) freiwilligen Helfern.
b) engagierten Politikern.
c) besorgten Nachbarn.
4. Füllt die Lücke im folgenden Satz. "Die Hilfsorganisationen fordern die Politik … auf, arme Familien zu unterstützen".
a) dafür
b) dazu
c) dahin
5. In welchem Satz passt "zu" nicht?
a) Der Staat tut zu wenig für Kinder aus armen Familien.
b) Deutschlandweit versorgen Vereine arme Kinder zu Kleidung und Lebensmitteln.
c) Trotz der Hilfsangebote gehört Kinderarmut in Deutschland zum Alltag.
Arbeitsauftrag
Ist auch in eurem Heimatland das Problem Kinderarmut bekannt? Haben alle Kinder die Möglichkeit, einen Kindergarten oder eine Schule zu besuchen? Müssen die Eltern dafür bezahlen? Berichtet im Kurs! Was sollte man tun, um Kinderarmut zu bekämpfen? Diskutiert im Kurs!
Autoren: Hendrik Heinze/Olja Ebel
Redaktion: Raphaela Häuser