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"Fürchte, dass viele ungeschoren davonkommen"

4. Juni 2019

In Kürze wird die Entscheidung der FIFA zum Missbrauchsskandal im afghanischen Frauenfußball erwartet. Die Ex-Kapitänin des Nationalteams, Khalida Popal, ist skeptisch, dass alle Schuldigen bestraft werden.

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Khalida Popal Khalida Fußballerin Afghanistan
Khalida Popal, die frühere Spielführerin des afghanischen Frauenfußball-NationalmannschaftBild: Imago/Ritzau Scanpix

"Meine Nationalspielerinnen wurden sexuell missbraucht", betont Kahlida Popal noch einmal im Gespräch mit der DW. "Einige von ihnen wurden vom Präsidenten des Fußballverbands vergewaltigt. Sie wurden von einigen Trainern missbraucht und mental und physisch drangsaliert." Die 32-Jährige war 2007 die erste Kapitänin einer afghanischen Frauenfußball-Nationalmannschaft. Popal hatte den Missbrauchsskandal im Herbst 2018 ins Rollen gebracht: mit einem Interview, das sie der britischen Zeitung "The Guardian" gab. Obwohl Popal bereits 2011 aus Furcht um ihr Leben Afghanistan verließ und schließlich in Dänemark Asyl fand, ist sie heute Direktorin des afghanischen Frauenteams. Aus der Ferne steuert sie das Programm der Mannschaft und organisiert Veranstaltungen in Afghanistan.

Mit Freude, aber auch Besorgnis sieht Popal der bevorstehenden Entscheidung des Fußball-Weltverbands FIFA zum Skandal um den sexuellen Missbrauch afghanischer Fußballerinnen entgegen: "Ich fürchte, dass sich die FIFA nur auf den Präsidenten der AFF [Afghanischer Fußballverband – Anm. d. Red] konzentrieren wird und dass der Generalsekretär und andere aus dem Management-Team, die wir beschuldigt haben, ungeschoren davonkommen", sagt Popal.

FIFA: "Null-Toleranz-Politik"

Die FIFA hatte im vergangenen Dezember sechs Offizielle suspendiert, darunter den AFF-Präsidenten Keramuddin Karim. Die FIFA-Ethikkommission prüfte anschließend die Vorwürfe. Mit dem Ergebnis der Untersuchung wird in den kommenden Wochen gerechnet. Eine FIFA-Sprecherin sagte der DW, der Weltverband setze sich entschlossen für die Sicherheit und das Wohlergehen aller am Fußball beteiligten Personen ein, insbesondere von möglicherweise gefährdeten Menschen: "Die FIFA fährt eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Menschenrechtsverletzungen und verurteilt alle Formen geschlechtsspezifischer Gewalt."

Von Männern dominiertes Land

Sie sei im Februar 2018 während eines Trainingslagers des afghanischen Nationalteams in Jordanien auf den sexuellen Missbrauch aufmerksam geworden sagt Khalida Popal der DW. Sie habe aber inzwischen erfahren, dass die Historie der Übergriffe bis 2014 zurückreicht. Nach wie vor sei Afghanistan ein "von Männern dominiertes Land", so Popal, in dem Frauen erhebliche soziale und familiäre Grenzen überwinden müssten, um Fußball zu spielen und in dem Themen wie sexueller Missbrauch stigmatisiert würden: "Wenn Spielerinnen sexuell belästigt oder missbraucht werden, können sie nicht einfach zu ihren Angehörigen oder Freunden gehen und sich darüber beschweren." Stattdessen würden sie nur zu hören kriegen: 'Wir haben dir ja gesagt, dass Fußball nichts für Frauen ist."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter