Stardesigner: Ken Adam zum 100. Geburtstag
Er schuf Kulissen für James-Bond-Klassiker, gewann zwei Oscars: Ken Adam schrieb mit Set-Entwürfen Filmgeschichte. Am 5. Februar wäre er 100 Jahre geworden.
Flucht aus Deutschland
Geboren wurde Ken Adam am 5. Februar 1921 als Klaus Hugo in Berlin. Mit seiner jüdischen Familie floh er als Jugendlicher vor den Nationalsozialisten nach Großbritannien. Dort studierte er Architektur, diente in der Royal Air Force und kam eher zufällig zum Film, um Kulissen zu entwerfen. Den ersten Oscar erhielt er 1975, den zweiten 1994.
Legendäre Kino-Sets
2014 - zwei Jahre vor seinem Tod - ging die Sammlung seiner Entwürfe an die Berliner Kinemathek. Seinen "War Room" (Bild) schuf Adam 1963 für Stanley Kubricks "Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" - und schrieb sich damit ins kollektive Kinogedächtnis ein. US-Präsident Reagan suchte die atomsichere Machtzentrale nach seiner Wahl vergeblich im Weißen Haus.
Bilder wie im Spinnennetz
Szenenfoto aus dem Bond-Film "Moonraker - Streng geheim" (1979). Ken Adam zitierte in seinen Setentwürfen ironisch die technikverliebte Moderne. Nach seiner Emigration nach Großbritannien im Jahr 1934 wurde er der erste deutschstämmige Jagdflieger der Royal Air Force - und bekam Lust auf Tempo, Form und Technik. 2015 widmete die Deutsche Kinemathek in Berlin Ken Adam eine große Werkschau.
Vermächtnis vor der Zeit
Für das Spielfilmdebüt des Briten Nicholas Hytner, "King George – Ein Königreich für mehr Verstand", zeichnete Adam 1994 das königliche Schlafzimmer. Mehr als 4000 Film-Zeichnungen, Fotos, Filme und Auszeichnungen, darunter seine beiden Oscars, befinden sich in der Deutschen Kinemathek in Berlin.
Als die Bilder sprechen lernten
Entwurf für einen Konferenzraum im Agententriller "Company Business" von Nicholas Meyer: Elegant und leicht führt Adam die Linien seiner Skizze. Die roten Lippen lassen sich heute eins zu eins im Film bewundern.
Auf der Jagd nach der Superrakete
In "Moonraker" jagt James Bond alias Roger Moore einer Superrakete nach und rettet am Ende - mal wieder - die Welt vor der Vernichtung. Auch der Entwurf des Raketenstartplatzes, des "Launch Complex", stammte aus der Feder von Ken Adam.
Furtwängler - Dirigent der Nazis?
Was wusste der deutsche Dirigent und Komponist Wilhelm Furtwängler von den Verbrechen der Nazis? "Taking Sides - Der Fall Furtwängler", der Film des Ungarn Istvan Szabo, stellte unangenehme Fragen. Bei den Dreharbeiten 2001 entstand das Foto mit Szenenbildner Ken Adam.
Einfluss durch moderne Kunst
Als hätte Lyonel Feininger Pate gestanden für "James Bond 007 - Man lebt nur zweimal": Adams Szenenbilder haben die frühen Bond-Streifen zu Ikonen gemacht. Allein sieben tragen seinen unverwechselbaren Look aus dynamischen Linien und gewagten Perspektiven. Adams künstlerisches Vorbild: der Deutsche Expressionismus.
Doppelt "Oscar"-prämiert
Zwischen "This Was A Woman" aus dem Jahr 1948 und "Taking Sides - Der Fall Furtwängler" von 2001 liegen 53 Jahre der filmreifen Karriere von Ken Adam. Höhepunkte waren seine beiden Oscars für "Barry Lyndon" (1975) und "King George – ein Königreich für mehr Verstand" (1995).
Per Filzstift in die Galaxis
Der Meister - Zigarre rauchend, den legendären Flo-Master-Filzstift gezückt, vor sich die Skizze einer Filmszene - so posierte Adam zuletzt 2013 in der Medieninstallation "Lines in Flow" von Boris Hars-Tschachotin. Sein Archiv lagert in der Deutschen Kinemathek, die anlässlich seines 100. Geburtstags Online-Führungen anbieten will. Ken Adam starb am 10. März 2016 im Alter von 95 Jahren in London.