Frische Fische
30. Oktober 2010Fisch zählt nicht nur Freitags zu den beliebstesten Gerichten in Deutschland. Gerade wer auf seine Gesundheit achtet, ißt gerne Kabeljau und andere Sorten. Speisefisch ist meist kalorienarm, reich an Eiweiß und den berühmten Omega-3-Fettsäuren, die eine positive Wirkung auf Herz und Kreislauf haben. Auch Verbraucher, die kein Fleisch mehr essen mögen, weichen gerne auf Speisefisch aus.
Neuer Rekordstand
Kein Wunder also, das der Fischkonsum in Deutschland weiter ansteigt. 2009 betrug der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch annähernd 16 Kilogramm. Besonders beliebt sind Alaska-Seelachs, Hering, Lachs und Thunfisch. Ein regelrechter Modefisch ist der Pangasius, ein Süßwasserfisch aus Vietnam, der in den letzten Jahren immer häufiger auf deutschen Tellern landete.
Mehr Fisch! Weniger Fisch!
Doch was den Ernährungswissenschaftler freut, macht dem Umweltschützer Sorge. Der große Fischkonsum und auch die industriellen Fangmethoden haben dazu geführt, dass ein großer Teil der Fischsorten, die von Menschen verspeist werden, in ihrem Bestand gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht sind.
Staatlicher Schutz
Weil die Überfischung von Speisefischen inzwischen dramatische Ausmaße erreicht hat, schlägt die zuständige EU-Kommission jährlich bestimmte Fangquoten vor, die von den Mitgliedsländern eingehalten werden sollen. Allerdings liegt die endgültige Entscheidung bei den EU-Agrarministern, die oft genug die Interessen der heimischen Fischer vertreten.
Fokus Ostsee
Diese Woche beispielsweise einigten sich die Minister erst nach zähen Verhandlungen darauf, die Quoten für Hering aus der Ostsee um 30 Prozent zu senken. Auch die Fangmengen für Sprotten und Lachs wurden herabgesetzt. Die Dorschbestände haben sich dagegen soweit erholt, dass eine leichte Erhöhung der Quote beschlossen wurde.
Nachhaltiger Fischkonsum
Die internationale Naturschutzorganisation WWF gibt seit längerem eine Broschüre für Verbraucher heraus, die bei der Auswahl an der Fischtheke helfen soll. Gerade ist der Fisch-Ratgeber in fünfter Auflage erschienen, darin hat der WWF 62 beliebte Fischsorten nach ökologischen Kriterien untersucht. Knapp die Hälfte, nämlich 29, landeten auf einer Roten Liste, bei ihnen wird vom Verzehr abgeraten, weil der Bestand gefährdet ist.
Überfischt
In der Kategorie „Lieber Nicht“ findet man eine Menge beliebter Speisefische, unter anderem Thunfisch, Aal, Rot- und Victoriabarsch, Scholle, Seezunge, Dorade, Zander, Hai und Pangasius.
Vorsicht
Bei dreizehn Sorten raten die Umweltschützer zu genauem Hinsehen. Wo stammen die Fische her? Aus Wildfang oder Aquazuchten, aus der Nordsee oder Südostasien? Bei Krabben und Shrimps kann sich der umweltbewußte Verbraucher meistens nur zwischen zwei Übeln entscheiden. Greift er zu dem Wildfang, kann er sicher sein, dass für jedes Kilo Garnelen die fünf- bis zehnfache Menge anderer Fische und Meeerestiere als „unerwünschter Beifang“ mit in die Netze kommen und tot wieder im Meer entsorgt werden. Entscheidet er sich für Shrimps aus tropischen Aquakulturen, fördert er damit den rasanten Ausbau von riesigen Fischzuchtbetrieben, für die in Südostasien die küstennahen Mangrovenwälder abgeholzt werden.
Lieber Bío
Erleichtern kann sich der Verbraucher die Qual der Wahl, indem er zu Bio-Produkten greift, denn dort wird in der Herstellung auf Nachhaltigkeit geachtet, auch werden die Fische in der Regel artgerechter gehalten und gefüttert. Nachteil: Bio-Fisch ist deutlich teurer und die Auswahl begrenzt.
Gute Wahl
Bei 20 Fischarten gaben die Naturschützer grünes Licht für den Verzehr: beim Hering zum Beispiel - wenn er nicht gerade aus der Ostsee stammt - oder beim Dorsch. Seelachs und Makrelen aus dem Atlantik sowie Lachs und Forelle aus kontrollierter Öko-Aufzucht kann sich der Verbraucher guten Gewissens schmecken lassen.
Qualitäts-Siegel
Aus anderen Bereichen kennt man es längst, für Fisch gibt es ein Gütesiegel erst seit 1997. Das "Marine Stewardship Council" oder kurz MSC-Siegel zeigt einen weißen Fisch auf blauem Grund und wird für nachhaltig gefangenen Fisch vergeben.
Autor: Rachel Gessat
Redaktion: Karin Jäger/Marko Langer