Kathedrale der Sicherheit: Tokios unterirdisches Schutzsystem
Tokio kämpft gegen die steigende Überschwemmungsgefahr durch den Klimawandel. Die Stadt muss ihre unterirdischen Hochwasserschutzsysteme modernisieren, um zukünftigen Extremwetterereignissen besser standzuhalten.
In dunkler Tiefe
In den Tiefen von Kasukabe, einer japanischen Stadt, rund 30 Kilometer von Tokio entfernt, befindet sich eine gigantische Kammer, die in Japan als "Kathedrale", "Tempel“ oder "Schrein“ bezeichnet wird. Am 30. August 2024 erfüllte diese Kammer genau ihren Zweck, nämlich die Hauptstadtregion vor Überschwemmungen zu schützen.
Ein Ausbau der sich rechnet
Der Bau des Kathedralenkomplexes, der offiziell "Metropolitan Outer Area Underground Discharge Channel" heißt, dauerte 13 Jahre und kostete 230 Milliarden Yen (1,63 Milliarden US-Dollar). Seit seiner Inbetriebnahme 2006 hat das System laut Schätzungen des japanischen Landministeriums bereits Überschwemmungsschäden in Höhe von über 150 Milliarden Yen verhindert.
Steiler Abstieg
Das unterirdische System schützt die Metropole vor Überschwemmungen, die durch starke Regenfälle, Taifune und Flussüberläufe verursacht werden. Es besteht aus gigantischen Wasserspeichern und riesigen Pumpstationen, die Wasser schnell abtransportieren. Laut Seita Emori von der Universität Tokio, werden steigende Temperaturen noch unbekannte Regenmengen verursachen und die Kapazitäten strapazieren.
Riesige Hallen
Die höhlenartige Fläche hat die Kapazität, das Wasser in fast 100 olympischen Schwimmbecken aufzunehmen. Im Inneren befinden sich 59 massive Pfeiler, die jeweils 500 Tonnen wiegen und 18 Meter hoch sind. Wenn nahe gelegene Flüsse Hochwasser führen, fließt der Überlauf durch 6,3 km massive unterirdische Tunnel, bevor er sich in einem Stausee sammelt.
Hochwasserschutz als Attraktion
Ist die Kammer nicht geflutet, kann man sie sogar besichtigen. Es gibt Führungen für Touristen und auch für Dreharbeiten oder Fotoaufnahmen, wird die Location gerne genutzt.
Eigenes Mikroklima
Die beeindruckende Größe des Komplexes, lässt Besucher staunen. Etwa sechs Stockwerke hinunter zum Boden der Kammer hinabzusteigen, ist für viele bereits ein einzigartiges Erlebnis. Zudem herrscht dort unten ein eigenes Mikroklima, das im Sommer viel kühler als die Oberfläche und im Winter wärmer ist. Die riesigen Säulen sind von Nebelwolken umhüllt.
Japans Städte zukunftssicher machen
Blick auf den Nakagawa: Trotz des ausgeklügelten Auffangsystems konnte die Überschwemmung von mehr als 4000 Häusern am Nakagawa Flussbett im Juni 2023 nicht verhindert werden. Diese Überschwemmungen veranlassten die Behörden, das siebenjährige Projekt der Modernisierung im Wert von 37,3 Milliarden Yen in Angriff zu nehmen, um die Deiche und die Wasserableitung in der Region zu stärken.
Entlastung des Kanalsystems
In Tokios Zentrum läuft ebenfalls ein Großprojekt zur Verbindung von Kanälen, um Überläufe der Flüsse Shirako und Kanda ab 2027 aufzufangen. Tokios Kanalsystem ist für Regenmengen bis zu 75 mm/h ausgelegt, doch lokale Stürme mit bis zu 100 mm/h überlasten es zunehmend. So reagiert Japan auf die Veränderungen durch den Klimawandel.