Katastrophen und Politik
Naturkatastrophen und schwere Unfälle stellen Politiker manchmal vor ungeheure Herausforderungen. Die einen gelten hinterher als Versager in der Not, andere wachsen über sich hinaus und gewinnen politisch.
Wahlkampf im Hochwasser
15 Jahre ist es her: Bundeskanzler Gerhard Schröder hat seine Wiederwahl 2002 womöglich seiner Reaktion auf das Oder-Hochwasser im Sommer des Jahres zu verdanken. Die Bundesregierung leitete vor der Wahl den größten Bundeswehreinsatz im Inneren seit dem Krieg ein und stellte umfangreiche Soforthilfe bereit. Schröder watete in Gummistiefeln durch die betroffenen Gebiete und sprach mit Opfern.
Gerechtigkeit für Grenfell
Im Juni 2017 brannte der Londoner Grenfell Tower, ein Sozialwohnungsprojekt, völlig aus. Mindestens 80 Menschen starben. Das Unglück gilt als verheerendster Gebäudebrand in Großbritannien seit dem Zweiten Weltkrieg. Ursache war vor allem die brennbare Hausverkleidung. Nach dem Brand demonstrierten zahlreiche Menschen gegen Premierministerin Theresa May, da sie erst verspätet Opfer besucht hatte.
Korruption als Brandursache?
Im Oktober 2015 brach in einem Bukarester Nachtclub ein Feuer aus. 64 Menschen wurden getötet, offenbar waren einfachste Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten worden. Regierungskritiker behaupteten, die Genehmigung des Clubs sei mit Schmiergeldern erkauft und symptomatisch für die Korruption in Rumänien. Nach Protesten trat Ministerpräsident Victor Ponta mit seinem gesamten Kabinett zurück.
Untergang bringt Regierung zu Fall
Im April 2014 kenterte die südkoreanische Fähre "Sewol" mit 476 Menschen an Bord, die meisten von ihnen Schüler. Rund 300 Personen kamen ums Leben. Überladung und mangelhafte Rettungsmaßnahmen gelten als Ursachen. Aber auch Ministerpräsident Chung Hong Won trat dann unter Hinweis auf schlechtes Krisenmanagement der Regierung zurück. Die Fähre wurde später auf Druck der Opferfamilien geborgen.
Der japanische GAU
Im März 2011 löste ein Erdbeben einen Tsunami im Pazifik aus, der das japanische Kernkraftwerk Fukushima schwer beschädigte. Große Mengen Radioaktivität trat aus. Die Krisenbewältigung der Regierung von Naoto Kan und die Informationspolitik wurden als völlig unzureichend kritisiert, die Verbandelung zwischen Politik und Betreibergesellschaft als schädlich. Kan trat wenige Monate später zurück.
Abgehobener Präsident
Der Wirbelsturm Katrina verwüstete im August 2005 weite Teile des Mississippi-Deltas einschließlich der Stadt New Orleans. Präsident Bush brach erst drei Tage später seinen Urlaub ab. Die dann anlaufende Hilfe wurde als spät und unzureichend kritisiert. Afroamerikaner hielten Bush auch Rassismus vor, da ein Großteil der Einwohner von New Orleans schwarz ist, er habe deshalb so lange gezögert.
Präsident lehnt Hilfe ab
Im August 2000 sank das russische Atom-U-Boot "Kursk" nach Explosionen während eines Manövers in der Barentssee. 23 Seeleute überlebten zunächst. Doch Präsident Putin lehnte tagelang ausländische Hilfe ab und blieb erst im Urlaub. Schließlich war es zu spät. Die Angehörigen der Seeleute warfen Putin Kälte vor. Doch letztlich geschadet hat ihm der Vorfall nicht. Die "Kursk" wurde später gehoben.
Kompetenzüberschreitung in der Not
Energisches Handeln bei der Sturmflut 1962 in Norddeutschland legte die Grundlage der steilen Karriere von Helmut Schmidt. Als Hamburger Innensenator verdiente er sich große Anerkennung, als er durch den Einsatz von Militär Tausende Hochwasseropfer evakuierte. Eigentlich war er dazu nicht befugt gewesen. Seine Rolle machte ihn sofort in ganz Deutschland bekannt. 1974 wurde er Bundeskanzler.