Kassel möchte den documenta-Obelisken kaufen
19. Juni 2018Die Ideen für das, was mit dem Obelisken der documenta 14 geschehen soll, reichten von der Forderung, ihn abzubauen bis hin zum Vorschlag, ihn einfach auf dem Königsplatz stehenzulassen. Jetzt soll er gekauft werden - aber nur, wenn sich die Stadt mit dem Künstler Olu Oguibe auf einen Standort einigen kann. Das beschloss das Kasseler Stadtparlament am Montagabend.
Wenn man sich vor Augen führt, dass die weltweit wichtigste Ausstellung für Moderne Kunst der Stadt Kassel seit Jahren Exponate hinterlässt, die aufgekauft werden, kann man eventuell nachvollziehen, warum sich die Kommune mitunter etwas schwer tut, wenn es um den Ankauf und Verbleib solcher Kunstwerke geht.
Der Stein des Anstoßes
Die Stadt Kassel kauft in der Regel besondere documenta-Werke über Spenden an. Die Kasseler Kulturdezernentin Susanne Völker nannte vor Monaten den Betrag von 600.000 Euro als aktuellen Marktwert für den Obelisken des nigerianisch-amerikanischen Künstlers Olu Oguibe. Ein Mann schrieb daraufhin mit Farbe auf das Kunstwerk: "600.000 Euro? Seid ihr blöd?"
Innerhalb der Parteien und in der Öffentlichkeit entbrannte eine heftige Diskussion über den Wert von Kunst und über den geeigneten Standplatz. 126.000 Euro erzielte der Spendenaufruf. Eine Summe, die der Künstler schließlich akzeptierte. Allerdings ist der Ankauf eben an die Einigung über den Standort des Obelisken gekoppelt.
Die Standortfrage bleibt offen
Für Oguibe war von vornherein klar, dass der Obelisk auf dem Königsplatz im Zentrum Kassels verbleiben soll. Er habe ihn nur für diesen Standort konzipiert, sagte er einmal. Kürzlich dann machte Olu Oguibe der Stadt den Vorschlag, den Obelisken so lange auf dem Königsplatz stehen zu lassen, bis der geplante Neubau des documenta-Instituts an der Uni fertig gestellt ist. Dann solle sein Werk dorthin umziehen. Dafür gab es aber keine Mehrheit der Stadtverordneten, die stattdessen eine Frist setzten: Der Obelisk solle abgebaut werden, falls es bis zum 30. Juni keine Einigung gibt. Für Oguibes Galeristen Alexander Koch ist der Beschluss "im Grundsatz eine gute Nachricht", wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte. Was den Standort angehe - "da muss man jetzt drüber reden", sagte Koch. "Wir wollen schnell in Gespräche gehen."
"Das Fremdlinge und Flüchtlinge Monument"
Der Obelisk des nigerianisch-amerikanischen Künstlers Olu Oguibe ist eine 16 Meter hohe Steinsäule und beschäftigt sich mit dem Thema Flucht. Sie trägt auf einer Seite die Worte des Bibelzitats "Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt". Die anderen drei Seiten zeigen das Zitat in arabischer, türkischer und englischer Übersetzung. Olu Oguibe nennt sein Werk "Obelisk. Das Fremdlinge und Flüchtlinge Monument".
cp/ka (dpa, epd, hessenschau.de)