Karneval: Brasilien tanzt wieder
23. April 2022"Das ist ein wunderbares Gefühl, zurück zu sein. Spezieller als in anderen Jahren, die doppelte, dreifache Emotion", sagte João Paulo Damasio von "Mangueira", einer der beliebtesten Sambaschulen von Rio de Janeiro, der Deutschen Presse-Agentur.
Im vergangenen Jahr fielen die Umzüge der besten Sambaschulen wegen der Corona-Pandemie aus, dieses Jahr wurden die Züge aus demselben Grund im Februar verschoben.
Zwei Nächte lang ist Rio nun auf der Suche nach der besten Sambaschule der Stadt. Acht der zwölf Top-Schulen wählten für ihr Programm Themen, die sich mit Rassismus oder der afro-brasilianischen Geschichte befassen - brisante Themen in einem Land, in dem der derzeitige Präsident Jair Bolsonaro häufig mit Rassismusvorwürfen konfrontiert ist.
Alle Teilnehmer und die 75.000 Zuschauer müssen offiziell nachweisen, dass sie gegen das Coronavirus geimpft sind. Medienberichten zufolge konnten Zuschauer aber auch ohne entsprechende Dokumente ins Sambodrom gelangen.
Brasilien von Corona-Pandemie schwer getroffen
In Brasilien war vor einem Jahr auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie das Gesundheitssystem zusammengebrochen. Mehr als 660.000 Menschen starben mit oder an dem Virus. Nur in den USA fielen mehr Menschen COVID-19 zum Opfer.
In den Tagen vor dem Höhepunkt der Paraden zeigten bereits Schulen niedrigerer Ligen ihr Programm. Überschattet wurde die Feierstimmung dabei von einem schweren Unfall mit einem Festwagen. Ein elfjähriges Mädchen erlag am Freitag seinen Verletzungen.
Die Karnevalsmetropole Rio hatte unter dem Fehlen der Paraden sehr gelitten - nicht nur emotional. Nach offiziellen Angaben werden mit dem Karneval vier Milliarden Real (umgerechnet rund 790 Millionen Euro) umgesetzt. Der Karneval sorgt demnach für 45.000 Arbeitsplätze, denn Kostüme müssen entworfen und genäht und die Paradewagen gebaut werden.
Die großen Straßenpartys sind unterdessen noch verboten, jedoch finden mehrere kleinere statt. Millionen Zuschauer verfolgen die Parade vor Fernsehbildschirmen.
Das Sambodrom ist seit den 1980er Jahren Schauplatz der Paraden. Während der Pandemie war es eine Unterkunft für mehr als 400 Obdachlose und diente auch als Impfzentrum.
ust/jj (dpa, afp, ap)