US-Wahl: Kamala Harris will "neuen Weg nach vorn"
30. August 2024In ihrem ersten ausführlichen TV-Interview seit ihrer Nominierung als Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten hat Kamala Harris die Erfolge der Regierung von Präsident Joe Biden verteidigt und zugleich für einen politischen Neuanfang geworben. "Was das amerikanische Volk meiner Meinung nach verdient, ist ein neuer Weg nach vorn und eine Abkehr vom letzten Jahrzehnt", sagte die Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten. Mit Blick auf Bidens Nachfolge zeigte sich Harris überzeugt: "Ich bin die beste Person für den Job." Das vom Nachrichtensender CNN ausgestrahlte Interview, bei dem auch Harris' Vizekandidat Tim Walz zugegen war, wurde während einer Wahlkampftour in Savannah im umkämpften Bundesstaat Georgia geführt.
Beim wichtigen Wahlkampfthema Migration versprach Harris ein härteres Vorgehen an der Südgrenze der USA. Sie werde einen erneuten Vorstoß für eine umfassende Grenzgesetzgebung machen, die die Einwanderung in die Vereinigten Staaten verschärfen würde. "Wir haben Gesetze, die befolgt und durchgesetzt werden müssen und die sich mit Menschen befassen, die unsere Grenze illegal überqueren, und das sollte Konsequenzen haben", betonte Harris.
Bei Fragen zur Nahost-Politik hielt sich Harris an die Linie von Biden. Sie unterstrich die Bedeutung eines Waffenstillstands und der Freilassung von Geiseln im Gazastreifen. Zu viele unschuldige Palästinenser seien getötet worden, sagte Harris. Gleichzeitig bekräftigte sie ihre Unterstützung für Israel. "Israel hat das Recht, sich zu verteidigen. Es kommt darauf an, wie es das tut." Forderungen einiger Mitglieder ihrer Demokratischen Partei, Washington solle Waffenlieferungen an Israel wegen der hohen Zahl palästinensischer Todesopfer in Gaza überdenken, wies Harris zurück.
Republikaner im Harris-Kabinett?
Die Präsidentschaftskandidatin kündigte an, bei einem Wahlsieg auch einen Republikaner in ihr Kabinett holen zu wollen. Sie sei überzeugt, dass es wichtig sei, dass bei den bedeutendsten Entscheidungen Leute mit am Tisch sitzen müssten, die andere Ansichten und andere Erfahrungen hätten. "Und ich denke, dass es für die amerikanische Öffentlichkeit von Vorteil wäre, ein Mitglied meines Kabinetts zu haben, das Republikaner ist."
Harris äußerte sich auch zum Fracking - in den USA werden mit der umstrittenen Methode große Mengen Erdgas gefördert. "Als Präsidentin werde ich Fracking nicht verbieten", versicherte sie. In der Vergangenheit hatte sich Harris gegen Fracking ausgesprochen, das ein wichtiges Thema im umkämpften Bundesstaat Pennsylvania ist.
Kritik der Republikaner, sie habe ihre Haltung zu wichtigen Themen geändert, entgegnete Harris: "Ich denke, der wichtigste und bedeutendste Aspekt meiner politischen Perspektive und Entscheidungen ist, dass sich meine Werte nicht geändert haben."
"Nächste Frage, bitte"
Aussagen ihres republikanischen Gegenkandidaten Donald Trump über ihre Identität als schwarze Amerikanerin bezeichnete Harris als "dieselbe alte, abgestandene Masche". "Nächste Frage, bitte." Ihre Herkunft und ihr Geschlecht macht Harris im Wahlkampf so gut wie gar nicht zum Thema, was sie mit ihrer knappen Antwort erneut verdeutlichte.
Harris schilderte in dem CNN-Interview auch, wie sie von Bidens Rückzug aus dem Rennen um das Weiße Haus erfuhr. Sie habe mit ihrer Familie Pfannkuchen gebacken und Speck gebraten, als Biden sie angerufen und über seine Entscheidung informiert habe. "Und ich fragte ihn, 'Bist Du sicher?' Und er sagte 'Ja.' Und so erfuhr ich davon."
Trump bezeichnete das Interview derweil auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social mit einem Wort, das er in Großbuchstaben schrieb: "Langweilig." Für den 10. September ist ein Fernsehduell zwischen ihm und Harris geplant.
wa/sti (afp, dpa, rtr)