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Kaltstart für die Kulturhauptstadt

9. Januar 2010

Frostiger Start für die neue Kulturhauptstadt Europas: Bei Schneetreiben und Temperaturen unter Null hat Bundespräsident Köhler in Essen den Startschuss für den einjährigen Kulturmarathon im Revier gegeben.

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Die mit einer brennenden Wunderkerze geschriebene Jahreszahl 2010 leuchtet vor der Zeche Zollverein in Essen (Langzeitbelichtung vom 04.01.2010).
Bild: picture alliance/dpa

Der Eröffnungsfestakt fand trotz Schneesturms unter freiem Himmel auf dem Gelände der zum Weltkulturerbe erklärten Zeche Zollverein in Essen statt. Für die rund 1200 geladenen Gäste der Auftaktveranstaltung, darunter EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, hatten die Organisatoren eigens ein "Überlebenspaket" aus Sitzkissen, Handwärmer, Regencape und Wolldecke bereitgestellt. Bei der Eröffnungsshow "Wir sind das Feuer" mit Absolventen der Folkwang Universität traten am Samstag (09.01.2010) Musiker in Handschuhen auf, Tänzer und Sänger der Eröffnungsrevue trotzten mit dicken Pullovern und Schals oder Winterjacken den Bedingungen.

Ein Bergmann spielt Saxophon (Foto: ap)
Soviel Klischee muss seinBild: AP

Unter dem Motto "Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel" will sich das Ruhrgebiet in diesem Jahr als ehemalige Kohle- und Stahlregion auf dem Weg zur europäischen Kulturmetropole präsentieren. Die Ernennung des Reviers zur Kulturhauptstadt sei "ein großer Gewinn für das Ruhrgebiet und für uns alle", sagte Bundespräsident Horst Köhler bei seiner Eröffnungsrede. "Hier ist Kultur keine elitäre Veranstaltung, sondern eine lebensgestaltende Kraft für alle". Köhler hob besonders die Rolle der Kultur beim Strukturwandel des Ruhrgebietes hervor. Neben imposanten Zeugnissen der Industrialisierung wie ehemaligen Stahlwerken und Zechen gebe es im Ruhrgebiet auch Burgen und Schlösser, Theater und Museen und vor allem "liebenswerte Menschen, zusammengeschweißt durch harte Arbeit und die Erfahrung mit dem Wandel".

Grönemeyer besingt die Menschen

Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Premiere der neuen Ruhr-Hymne. Der aus dem Ruhrgebiet stammende Herbert Grönemeyer besingt darin die Menschen seiner Heimat: "Schnörkellos ballverliebt, wetterfest und schlicht. Geradeaus, warm, treu und laut. (...) Wo man gleich den Kern benennt und das Kind beim Namen kennt. Von klarer offner Natur, urverlässlich, sonnig stur, so weit so pur: Komm zur Ruhr."

Flammenshow (Foto:ap)
Feuershow bei MinusgradenBild: AP

Im Anschluss an den Festakt wurde das Ruhr-Museum in der ehemaligen Kohlenwäsche eröffnet. Es zeigt die Geschichte des Ruhrgebiets von der Frühzeit über die Römerzeit bis zur Industrialisierung und schließlich zum noch immer andauernden Strukturwandel.

Am Abend startete ein Kulturfest auf dem gesamten Außengelände der ehemals größten Zeche der Welt, zu dem trotz des Schneefalls bis Sonntagabend zehntausende Besucher erwartet werden.

Erstmals eine Region

Neben Essen sind das ungarische Pécs und die türkische Metropole Istanbul in diesem Jahr die europäischen Kulturhauptstädte. Mit dem Ruhrgebiet ist erstmals eine ganze Region Kulturhauptstadt Europas. Mit 53 Kommunen und 5,3 Millionen Einwohnern ist es der drittgrößte Ballungsraum Europas. Als besonders einzigartig gelten die Industriedenkmäler im Ruhrgebiet. Das offizielle Programm umfasst 300 Projekte mit insgesamt 2500 Einzelveranstaltungen.

Autor: Oliver Samson (mit dpa, epd)
Redaktion: Eleonore Uhlich