Kaiser Barbarossa
Im Mittelalter, als es Deutschland noch nicht gab, herrschte Friedrich I. über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Der Kaiser, der wegen seines roten Barts Barbarossa oder Rotbart genannt wurde, wird als der größte deutsche Kaiser des Mittelalters verehrt. Es gelang ihm, in seinem riesigen Reich, das sich von der Nordseeküste bis nach Sizilien erstreckte, die Landesfürsten zu einen und für Frieden zu sorgen.
Wann und wo Barbarossa geboren wurde, ist unbekannt. Sicher ist jedoch, dass er 1190 während eines Kreuzzuges im Süden der heutigen Türkei ertrank. Im Volksglauben lebte er jedoch weiter und schläft der Sage nach auch heute noch im Kyffhäuser, einem Berg in Thüringen. Hier wurde am Ende des 19. Jahrhunderts ein großes Denkmal für ihn erbaut. Aber was faszinierte die Menschen so sehr an Barbarossa?
Ralf Rödger, der Leiter des Kyffhäuser-Denkmals, erklärt: "Die 100 Jahre Staufer-Herrschaft zwischen dem Amtsantritt von Friedrich I. und dem Tod seines Enkels, Friedrichs II., zwischen 1152 und 1250, waren für das Volk eine relativ friedliche und glückliche Zeit." Danach bedrohten Kriege und Krankheiten die Menschen. In diesen schwierigen Zeiten wurde die Sehnsucht nach den Staufer-Herrschern wieder stärker.
Im Laufe der Zeit wurden dann die Figur Barbarossa und sein Leben von Dichtern immer weiter ausgeschmückt. Am größten wurde die Verehrung Barbarossas Ende des 19. Jahrhunderts: Kaiser Wilhelm I., der Gründer des Deutschen Reiches von 1871, wollte von seinem Ruhm profitieren und ließ sich gemeinsam mit ihm auf dem Denkmal verewigen.
Glossar
Barbarossa (Italienisch) - Rotbart; ein Mann mit rotem Bart
Sage, die - eine Geschichte von Helden aus alten Zeiten, die nicht wirklich passiert ist
etwas einen - etwas vereinen; etwas zu einer Einheit machen
Mittelalter, das - die Zeit zwischen etwa 500 bis 1500 nach Christus
über ein Land herrschen - ein Land regieren
Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation, das - der offizielle Name für das → Herrschaftsgebiet der deutschen Kaiser von etwa 962 bis 1806
jemanden verehren - jemanden bewundern
Landesfürst/Landesfürstin, der/die - jemand, der einen Teil eines Landes regiert
sich erstrecken - sich ausdehnen; von einem Ort zu einem anderen Ort reichen
Kreuzzug, der - der Krieg, der im Mittelalter von Christen geführt wurde
Volksglauben, der - eine Vorstellung von Menschen, die nichts mit der Realität zu tun hat
Denkmal, das - hier: ein Bau, der an jemanden oder etwas erinnern soll
Staufer, die (Plural) - der Name einer Dynastie; Herrscherfamilie
Amtsantritt, der - der Zeitpunkt, an dem jemand in seinem Amt zu arbeiten beginnt
jemanden bedrohen - jemandem Angst machen; das Leben unsicher machen
Sehnsucht, die - der starke Wunsch nach etwas oder jemandem
etwas ausschmücken - hier: etwas schöner und besser machen, als es vorher war
von etwas profitieren - durch etwas einen Vorteil haben
sich verewigen lassen - hier: sich in einem Kunstwerk abbilden lassen und dadurch unsterblich machen
Fragen zum Text
1. Kaiser Friedrich I. war beliebt, weil …
a) es ihm gelang, für friedliche Zeiten zu sorgen.
b) er bekannter war als Barbarossa.
c) es unter ihm nur einen Landesfürsten gab.
2. Friedrich I. wurde zur Sagengestalt, weil …
a) die Menschen sich nach der Stabilität während seiner Herrschaft sehnten und deshalb viele Geschichten über ihn erzählt wurden.
b) niemand weiß, wann und wo er geboren wurde.
c) er gerne auf Berggipfeln schlief.
3. Welche Aussage ist nicht richtig?
a) Es wurden Denkmäler für Barbarossa gebaut.
b) Er gehörte der Stauferdynastie an.
c) Es ist nicht bekannt, wie Barbarossa zu Tode kam.
4. Kaiser Wilhelm I. wollte der Bevölkerung zeigen, … er wie Barbarossa sein Land einen konnte.
a) dass
b) so dass
c) ohne dass
5. Viele Menschen sehnten sich nach der Staufer-Herrschaft, … Kriege und Krankheiten machten ihnen das Leben schwer.
a) weil
b) denn
c) trotzdem
Arbeitsauftrag
Bilden Sie Kleingruppen und schreiben Sie eine kurze Geschichte oder ein Drehbuch zu folgendem Thema: Barbarossa wacht nach Jahrhunderten auf und spricht mit Touristen über das heutige Deutschland. Tragen oder spielen Sie Ihre Geschichte im Kurs vor.
Autoren: Günther Birkenstock/Stephanie Schmaus
Redaktion: Ingo Pickel