Gamescom 2011
21. August 2011Die Begleitmusik war wie immer bei solchen Gelegenheiten bombastisch. Doch das konnte nicht darüber hinwegtäuschen: Sensationell Neues gab es auf der PC-Spielemesse "Gamescom" nicht zu sehen. Zwar werden die Spiele schneller und umfangreicher, die optische Darstellung noch schärfer und farbiger - alles dank technischer Optimierung. Aber wirklich neue Konzepte in der digitalen Unterhaltung sind nicht zu finden.
Nach Angaben der Softwareentwickler spielt inzwischen jeder dritte Deutsche, der älter als zehn Jahre ist, digital, und zwar am Computer, auf der Spielkonsole oder mit dem Mobiltelefon. In fast jedem zweiten deutschen Haushalt mit Kindern wird elektronisch gespielt. Den Bedarf an Software decken rund 10.000 Kreative, die in der Spielebranche allein in Deutschland arbeiten – sie haben im letzten Jahr fast zwei Milliarden Euro umgesetzt.
Die Messe selbst wartete mit Superlativen auf: Auf der Gamescom 2011 waren so viele Aussteller aus so vielen Ländern wie nie zuvor vertreten. Vor allem die Zahl der Teilnehmer aus Übersee nahm deutlich zu. "Aussteller aus China, Frankreich, Iran, Korea, Kanada, Niederlande, Skandinavien, Taiwan und auch Mexiko präsentieren sich erstmals unter ihrer Landesflagge" zählte Gerald Böse, der Geschäftsführer der veranstaltenden Kölnmesse GmbH, vor Beginn der Messe stolz auf.
Delle oder Aufschwung?
Die Erwartungen für die Geschäftsentwicklung auf dem Spielemarkt sind geteilt. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien, kurz Bitkom, sagt der Branche eine Delle in der Geschäftsentwicklung voraus. Bitkom-Präsidiumsmitglied Ralf Haupter geht für die gesamte Branche von einem Umsatzrückgang aus. Haupter hatte aber auch eine gute Nachricht parat. Dieser Umsatzrückgang, sagte er, schwäche sich allmählich ab und Bitkom rechne "für 2012 sogar wieder mit einem Umsatzplus."
Dieses Umsatzplus erwartet der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware dagegen schon für dieses Jahr. Geschäftsführer Olaf Wolters wies kurz vor Beginn der Gamescom darauf hin, dass Computerspiele weiterhin ein Wachstumsgeschäft seien. "Wir haben zwei Prozent mehr Umsatz gemacht, wir haben acht Prozent mehr Spiele für den PC verkauft", stellte er fest.
Häufiger im Netz und seltener im Laden
Im ersten Halbjahr 2011 habe man das Ergebnis des Vorjahres bereits um ein Prozent übertroffen und für das ganze Jahr erwarten die Softwareentwickler ein Plus von ungefähr drei Prozent. Das liege, so Olaf Wolters, vor allem an neuen Vertriebswegen. Die Leute kauften neue Spiele nicht mehr nur im Laden, sondern verstärkt über das World Wide Web. Er verwies darauf, dass die Branche bei der digitalen Distribution ein Plus von 45 Prozent verbucht habe. Im vergangenen Jahr habe man bereits 18 Prozent des Umsatzes auf diesem Weg gemacht und erwarte nun eine weitere Steigerung dieses Anteils. Man sähe, so Wolters, "dass zunehmend auch Online-Geschäftsmodelle funktionieren."
Zum Umsatz trägt allerdings nicht nur die Software bei, sondern auch die Hardware. Und bei den Play-Stations, PCs und Konsolen sei bereits eine Marktsättigung eingetreten, sagt Ralf Haupter von der Bitkom. Bei den Spielekonsolen, so rechnet er vor, habe sich der Produkt-Lebenszyklus verlängert. Wenn früher alle fünf Jahre eine neue Generation von Spielekonsolen auf den Markt gekommen war, müßte die Branche jetzt "eher in einem Zyklus von sieben bis acht Jahren leben."
Auf der "gamescom 2011" stellten in diesem Jahr 550 Aussteller ihre Entwicklungen vor – das waren zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Und noch ein Plus gab es am Ende für die Veranstalter zu feiern: 275.000 Besucher, das ist ein neuer Rekord. Negative Seite des Ansturms: Am Samstag, dem vorletzten Messetag, mussten die Kölner Spielhallen wegen Überfüllung kurzzeitig geschlossen werden.
Autor: Dirk Kaufmann
Redaktion: Henrik Böhme