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Jugend ist nachhaltiger

Helle Jeppesen14. Januar 2016

Ja zur Energiewende, ja zur Nachhaltigkeit: Deutsche Jugendliche können mit dem Begriff Nachhaltigkeit mehr anfangen als die älteren Generationen. Das zeigt eine neue Greenpeace-Studie.

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Demo für erneuerbare Energien in Bonn 06.06.2014 Klimakonferenz
Bild: B. Arnold/Greenpeace

Das Thema Nachhaltigkeit ist bei den meisten Jugendlichen längst angekommen, viele lernen es schon in der Schule kennen. Das zeigt das neue #link:https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/nachhaltigkeitsbarometer-2015-zusammenfassung-greenpeace-20160113_0.pdf:Nachhaltigkeitsbarometer#, eine repräsentative Befragung von 1500 Jugendlichen in Deutschland, im Auftrag von Greenpeace.

"Den Zusammenhang von Nachhaltigkeit mit sozialen Aspekten, Ökonomie, Ökologie und auch Kultur hat die junge Generation viel besser verstanden als die ältere", fasst Dietmar Kress, Bereichsleiter Ehrenamt bei Greenpeace, zusammen. Er hat bereits 2011 die erste Studie bei der Leuphana Universität in Lüneburg in Auftrag gegeben. Die zweite Studie stellt jetzt fest, dass Nachhaltigkeit für Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren inzwischen noch wichtiger geworden ist.

"Das Für und Wider wird kaum mehr diskutiert", so die Studie. "Es geht eigentlich nur noch um die Art und Weise der Umsetzung".

Energiewende gefordert

So sind neun von zehn Jugendlichen für die Energiewende, die zwar politisch beschlossen ist, aber in den älteren Generationen weiterhin umstritten bleibt. Acht von zehn Jugendlichen sagen, dass sie zu Hause bereits sparsam und bewusst mit Energie umgehen und fast ebenso viele geben an, dass sie versuchen, im Alltag Müll zu vermeiden.

70 % der Befragten kennen das Thema Nachhaltigkeit aus der Schule – egal ob sie eine Haupt-, Real- oder Gesamtschule oder ein Gymnasium besucht haben

"Die Schichtzugehörigkeit spielt heutzutage keine so große Rolle mehr, weil eben auch in den Schulen durch jede Schulform über Nachhaltigkeit besprochen wird", sagt Kress.

Infografik Umfrage Greenpeace

Schulen fördern Nachhaltigkeit

Für Bianca Bilgram, Leiterin der Geschäftsstelle #link:http://www.unesco.de/bildung/bne.html:Bildung für nachhaltige Entwicklung bei der deutschen UNESCO-Kommission#, eine gute Nachricht. Denn Erfahrungen zeigen, "dass Jugendliche erlerntes Wissen zu Nachhaltigkeit auch zu Hause in ihren Familien und in ihrem sozialen Umfeld einbringen und somit selbst eine wichtige Rolle einnehmen als Pioniere des Wandels."

Das weltweite UNESCO Aktionsprogramm 'Bildung für nachhaltige Entwicklung' , das die seit dem 1. Januar geltenden UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung voranbringen soll, ist auch in Deutschland Teil der Bildungspolitik. So wird das Bundesland Baden-Württemberg Bildung für nachhaltige Entwicklung als Leitprinzip in das neue Bildungskonzept integrieren, erklärt Bilgram.

Mangel an Unterrichtsmaterial

Doch bisher fehlt noch vielerorts zeitgemäßes Unterrichtsmaterial für die Schulen.

"Es fehlt an Büchern, es fehlt an Broschüren, es fehlt an Projekten", sagt Dietmar Kress von Greenpeace. "Bis ein Schulbuch geschrieben wird, dauert es meist fünf Jahre und das ist ewig für eine sich so rapide verändernde Welt."

Umso wichtiger wären fächerübergreifende Projekte in den Schulen. Doch in der Studie geben die Hälfte der Jugendlichen an, dass solche Projekte in ihren Schulen bisher nicht stattfinden. Dietmar Kress betont, wie wichtig es ist, das Thema in verschiedenen Zusammenhängen zu verankern.

"Nachhaltigkeit ist ja letztendlich nicht nur umweltbezogen, sondern es geht um Gerechtigkeit und Gleichheit der Menschen und insgesamt um Wertevermittlung, die nur fachübergreifend stattfinden kann."

Privates Engagement

Die Werte, die hinter dem Begriff nachhaltige Entwicklung stehen, haben viele Jugendliche bereits verinnerlicht, so die aktuelle Greenpeace-Studie. Doch wie engagiert würden sie diese Werte auch vertreten? Nur jeder Fünfte wäre bereit, bewusst ein Gesetz zu verletzen, um sich für Menschen oder Umwelt einzusetzen. Weniger als drei Prozent geben an, aus Protest bereits ein Gesetzesverstoß begangen zu haben.

Wenn es um das nachhaltige Handeln geht, sind die meisten bereit, ihr privates Verhalten zu ändern – zum Beispiel Energie zu sparen oder Müll zu vermeiden – viele geben auch an, sie würden bestimmte Produkte boykottieren, wenn die Produktion nicht den Umwelt- und Menschenrechtsstandards erfüllen.

Shopping Konsum Einkaufen Billig Symbolbild
Zwischen Konsum und Nachhaltigkeit: Viele Jugendliche finden Boykott-Aktionen gutBild: Getty Images

Doch es gibt drei Gründe für Jugendliche, sich nicht zu engagieren, so Kress.

"Das eine ist, sie haben keine Zeit dafür, das zweite, dass sie das richtige Thema nicht gefunden haben, und das dritte ist, ich bin nicht gefragt worden."

Doch viele Jugendliche seien bereit, sich gesellschaftlich zu engagieren, wenn sie gezielt angesprochen werden, und sich beteiligen können.

"Wir wollen mit unseren Untersuchungen auch dafür werben, dass die Alten nicht immer den Jungen etwas vorgeben, sondern dass sie die Jungen mitnehmen. Das ist der entscheidende Punkt, denn die jungen Leute kritisieren, dass das nicht stattfindet."

Jugendliche fordern Einfluss

Diese Erfahrung hat auch die UNESCO gemacht. Es gibt zwar keine vergleichbaren internationale Studien über Jugend und Nachhaltigkeit, doch als die UNESCO-Dekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" 2014 zu Ende ging, wurden 52 Jugendliche aus aller Welt eingeladen an einer Jugendkonferenz teilzunehmen, erzählt Bianca Bilgram von der deutschen UNESCO-Kommission. Im Abschlussdokument erklären sich die Jugendlichen bereit, sich aktiv für die globale Nachhaltigkeit einzusetzen. Sie erklärten: "Wir verpflichten uns dabei eine führende Rolle einzunehmen, jedoch können wir es nicht alleine, so wie ihr (die ältere Generation, Anm.d.Red.) es nicht alleine könnt."

Bilgrams Fazit: "Alle sind gefragt, jung wie alt. Denn Nachhaltigkeit betrifft alle Lebensbereiche und Generationen gleichermaßen".