Jubiläum im Schatten von Dieselgate
Gefühlt 'schon immer' sind die Autos von Porsche Kult. Dem Sportwagenbauer geht es im 70. Jubiläumsjahr so gut wie nie zuvor. Dabei hat auch er sich im Dieselskandal verheddert.
Der erste seiner Art
Mit ihm begann alles: Am 8. Juni 1948 bekam der 356 Nr. 1 Roadster seine Betriebserlaubnis. Es war der erste Wagen, der den Namen Porsche trug. Seither gilt das Datum als Geburtsstunde der Kultmarke. 50 Jahre später fiel die "Nr. 1" beim Verladen in ein Flugzeug aus mehreren Metern Höhe von einer Palette, konnte aber restauriert werden und ist heute im Porsche Museum in Stuttgart zu bewundern.
Vater des 356 ist...
...Ferdinand Anton Ernst Porsche, genannt Ferry. Ohne ihn gäbe es weder den 356 noch den 911. Über fünf Jahrzehnte prägte er den Sportwagenbauer als Geschäftsführer und Aufsichtsratschef. Auch Ferrys Vater, Ferdinand Porsche, hatte schon Fahrzeuge entwickelt, aber für VW. Sein größter Auftrag: Die Entwicklung des VW-Käfer-Vorläufers in der Nazi-Zeit, mit dem Hitler die Massen mobilisieren wollte.
Luxus in Notzeiten
Das Besondere. Der erste Porsche wurde nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg präsentiert, also in einer Zeit, die von Not und Entbehrung geprägt war. Sportwagen schienen nicht das zu sein, was die Menschen damals brauchten. Aber Ferry Porsche konnte sich über die Jahre mit seinem Auto durchsetzen. Ferry Porsche: "Wir bauen Autos, die keiner braucht, aber jeder haben will."
Beliebt überall auf der Welt
Für die erste Million Sportwagen brauchte Porsche fast 50 Jahre. Danach nahm die Produktion rasant Fahrt auf. Für die jüngste Million waren keine fünf Jahre mehr nötig, allein im Jahr 2017 liefen mehr als 255.000 Porsche vom Band. Der Absatz von Porsche hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht.
Vom 356er zum 911er
Der silberne 356 hatte 35 PS, kein Dach, keine Außenspiegel und doch erkannte man auf den ersten Blick "den Porsche". Sein bekanntester Nachfolger ist wohl der 911er (im Bild), der den 356 in den 1960er-Jahren ablöste und der immer noch gebaut wird.
Traum vom Abenteuer (in der Stadt)
So bekannt der 911er auch ist - groß nachgefragt werden heute andere: Mehr als 97.000 Geländewagen der Baureihe Macan (im Bild) und fast 64.000 Cayenne wurden 2017 ausgeliefert. Mit gut 32.000 Exemplaren lag der 911er sogar noch hinter dem Viertürer Panamera.
David gegen Goliath
Mitte der 2000er-Jahre versuchte der kleine Porsche, ganz groß rauszukommen. Man wollte Deutschlands Flaggschiff Volkswagen übernehmen. Der Plan ging allerdings nicht auf. Heute hält eine Dachgesellschaft namens Porsche SE zwar die Mehrheit an VW, die Porsche AG aber, die die Autos baut, wurde als Marke in den VW-Konzern eingegliedert.
Wolken über der Kultmarke
Jahrzehntelang fuhren Porsche nicht mit Diesel-Motoren. Das änderte sich jedoch, als SUVs aufkamen. Die wurden auch als Diesel-Variante angeboten - mit Motoren der VW-Konzernschwester Audi. So geriet auch Porsche in den Sog des Dieselskandals.
Im Dieselskandal verstrickt
Im Herbst 2016 rief Porsche freiwillig das Modell Macan zurück, weil es Zweifel an der Abgasreinigung gab. Im Juli 2017 ordnete das Verkehrsministerium ein Zulassungsverbot für den Porsche Geländewagen Cayenne mit 3,0-Liter-TDI-Antrieb an. Außerdem ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart seit rund einem Jahr gegen drei gegenwärtige oder frühere Vorstände der Porsche SE.
Im Blick der Justiz sind...
...unter anderen die beiden Ex-VW-Chefs Matthias Müller (links, bis 2015 Porsche-Chef) und Martin Winterkorn. Der Verdacht: Betrug und Marktmanipulation, weil die Aktionäre der Porsche SE zu spät über den Dieselskandal informiert worden sein sollen. Die Porsche SE ist eine Beteiligungsgesellschaft der Familien Porsche und Piëch, die 52,2 Prozent der Stimmrechte der Stammaktien von VW hält.
Große Gewinne dank extrem hoher Rendite
Trotz Dieselskandal - Porsche hat im letzten Jahr so viel Geld verdient wie nie vorher. Keine andere Marke aus dem VW-Konzern kommt auf ein ähnliches Renditeniveau wie die Stuttgarter Sportwagentochter. Porsche liegt bei rund 17 Prozent operativer Rendite und gilt damit als renditestärkster Serienhersteller der Welt.
Neue Geschäftsfelder gesucht
Auf den Lorbeeren ausruhen kann sich der Sportwagenhersteller aber nicht. Und so werden Milliarden in neue Technologien investiert. In Zukunft will man unter anderem auf digitale Mobilitätsdienste setzen. In den USA wird schon eine Art Flatrate-Dienst angeboten. Gegen eine monatliche Gebühr kann der Kunde jederzeit ein Porsche-Modell seiner Wahl fahren.
Auch Porsche setzt auf Strom
2019 soll die elektrische Variante von Porsche auf den Markt kommen. Mit mehr als 500 Kilometer Reichweite und schnellen Ladezeiten - so das Versprechen. Weitere sollen voraussichtlich folgen - auch in Kooperation mit der Konzernschwester Audi. Bis 2022 will der Autobauer sechs Milliarden Euro allein in die E-Mobilität investieren, sowohl in Fahrzeuge als auch in Infrastruktur.
Trotz Dieselskandal und hoher Preise
Auch in diesem Jahr erwartet Porsche einen Rekordabsatz. Denn immer mehr Menschen scheinen der Meinung der deutschen Rallye-Legende Walter Röhrl zu sein: "Eine Garage ohne Porsche 911 ist doch ein ödes, leeres Loch!"