Job-Garantie mit Hintertür
28. September 2005Im Juli 2004 haben sich Vorstand und Betriebsrat des Autokonzerns DaimlerChrysler nach langem Tauziehen auf einen Pakt zur Standortsicherung in Deutschland geeinigt. Für ein jährliches Sparpaket von 500 Millionen Euro wurden im Gegenzug die Arbeitsplätze bei Mercedes bis zum 31. Dezember 2011 gesichert. Der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ging einher mit mehr Arbeitsflexibilität und geringeren Zuwachsraten bei den Löhnen.
Auslöser des Konflikts waren die höheren Lohnkosten in Baden-Württemberg. Der Konzernvorstand hatte von 2007 an eine drastische Senkung der Arbeitskosten gefordert. Andernfalls sollte die Produktion der neuen Mercedes-C-Klasse und ihrer Varianten nach Bremen und Südafrika verlagert werden. Das hätte im Hauptwerk in Sindelfingen 6000 der mehr als 30.000 Stellen bedroht.
"Steinkühler-Pause" und Spätschichtzulage
Unter dem Motto "Zukunftssicherung 2012" wurden eine Vielzahl von Maßnahmen und Reformen ohne gravierende Einschnitte in den Flächentarifvertrag geschnürt. Für die Jobgarantie verzichteten die Mitarbeiter auf eine eigentlich für 2006 vereinbarte Lohnerhöhung von 2,79 Prozent. Die Beschäftigten in Forschung und Entwicklung akzeptierten gegen Mehrbezahlung die 40-Stunden-Woche. Der Verdienst von Mitarbeitern in Kantinen, Werkschutz und Druckereien wurde reduziert, ihre Wochenstunden von 35 auf 39 erhöht.
Bei den symbolträchtigen Streitpunkten in Baden-Württemberg wie "Steinkühler-Pause", das heißt fünf Minuten freie Zeit je Arbeitsstunde, und Spätschichtzulage bereits ab 12.00 Uhr, setzte sich weitestgehend der Betriebsrat durch. Die Sonderregelungen wurden zwar teilweise beschnitten, blieben aber im Kern erhalten. Auch Führungskräfte beteiligten sich mit Kürzungen ihrer Bezüge um zehn Prozent an den Sparmaßnahmen.
Konzernintern werden nun offenbar Möglichkeiten diskutiert, wie sich diese Beschäftigungszusage umgehen lässt. So erlaubt eine Klausel, dass 3800 Mitarbeiter Altersteilzeit angeboten bekommen können. Auch Abfindungen oder der Wechsel von Mitarbeitern an Standorte mit größerem Bedarf sind im Gespräch. (ert)