Jemen: Aufstand und Albtraum
Vor zehn Jahren, im Februar 2011, gingen die Jemeniten für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit auf die Straße. Doch stattdessen mündete der Aufstand in einen jahrelangen Krieg. Eindrücke aus einem zerrissenen Land.
Zorn und Hoffnung
Vor zehn Jahren, vom Februar 2011 an, gingen die Jemeniten auf die Straße, um gegen das repressive Regime von Präsident Ali Abdullah Salih zu protestieren. Ein Jahr nach den Protesten trat er im Januar 2012 zurück. Doch der Mandatsverzicht brachte dem Land keinen Frieden - zu groß waren die inneren Spannungen und Rivalitäten, die noch im selben Jahr in neue Gewalt mündeten.
Rebellion im Norden: die Huthis
Im Jahr 2012 erhoben sich die im Norden des Landes lebenden Huthis. Traten sie anfängliche für größere Autonomie ein, stellten sie im Lauf des Krieges immer weitere Machtansprüche. Den vom Iran unterstützen Huthis werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Im Bild demonstrieren Sympathisanten gegen die USA, die die Huthis zu Beginn dieses Jahres zur Terrororganisation erklärt hatten.
Kindheit unter Waffen
Unter dem Krieg leiden auch die Jüngsten. Viele Kinder sind zu Waisen geworden, andere werden zum Dienst an der Waffe gezwungen, vor allem auf Seiten der Huthis. An die Stelle der Schule tritt der Kriegsdienst. Die jungen Menschen werden um ihre Chancen gebracht, es entsteht eine verlorene Generation.
Eine humanitäre Katastrophe
Hunger, Not, Vertreibung: Der Krieg im Jemen hat eine enorme humanitäre Katastrophe ausgelöst. Über dreieinhalb Millionen Menschen irren als Binnenflüchtlinge durch das Land, knapp zwei Millionen Kinder sind akut unterernährt, 24 Millionen Jemeniten sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Inflation
Der Krieg setzt auch der jemenitischen Währung, dem Rial zu. Musste man für einen US-Dollar im Jahr 2014 noch 215 Rial zahlen, waren es fünf Jahre später 570 Rial. Für viele der durch den Krieg ohnehin verarmten Jemeniten wurden selbst Grundnahrungsmittel unerschwinglich. Mit diesen Geldbündeln zahlte die jemenitische Post im Januar 2017 ihre Angestellten aus.
Hunger.
Der Krieg hat viele Menschen zu Hilfsempfängern werden lassen. Die Grenzen des Landes, auch die zur See, sind oftmals unpassierbar, da sie von Rebellen und Milizen kontrolliert werden. Das macht es für Hilfsorganisationen immer schwieriger, die Menschen selbst mit dem Notwendigsten zu versorgen. Hier im Bild verteilen Helfer Lebensmittelgutscheine an Bedürftige.
Geschundene Stadt: Sanaa
Auch die jemenitische Hauptstadt ist im Verlauf des Krieges schwer beschädigt worden. 2015 war sie Ziel massiver Luftangriffe der auf Seiten der jemenitischen Regierung kämpfenden, von Saudi-Arabien geführten internationalen Koalition. Sie flog auch in Sanaa Attacken gegen die aufständischen Huthis. Diese ihrerseits setzen der Stadt und ihren Bewohnern mit schweren Attentaten zu.
Trauer um die Toten
Der Krieg hat sehr viele Menschen das Leben gekostet. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen starben bislang über 230 000 Menschen, über die Hälfte von ihnen Zivilisten, die auf der Flucht, durch Armut oder Unterernährung ums Leben kamen. Mehrere tausend Unbeteiligte starben durch Waffengewalt, unter ihnen auch rund tausend Kinder.
Markt und Handel
In einigen Regionen ist Landwirtschaft trotz aller Gewalt vereinzelt noch möglich. Dieser Händler auf dem Markt von Taiz im Südwesten des Landes verkauft, was die Händler ihm liefern. Er selbst konsumiert das vielleicht charakteristischste landwirtschaftliche Produkt des Landes: Kat, ein zu kauendes Kraut, das eine leicht berauschende Wirkung entwickelt.
Farbenpracht
Über Jahrhunderte war der Jemen eine zentrale Station des Gewürzhandels zwischen Indien und der arabischen Welt. Zwar verlor er diese Stellung mit der Entdeckung des Seewegs nach Indien, doch das Erbe dieser "Gewürzstraße" ist bis heute in der jemenitischen Küche präsent. Auf dem Markt von Taiz ziert es im Dezember 2020 den Stand eines Händlers.
Wasser und Hoffnung
Nicht alles wurde im Krieg bislang zerstört. In Taiz ist dieses öffentliche Schwimmbad erhalten geblieben, das nach wie vor als Treffpunkt dient. Gut denkbar, dass es auch eine symbolische Funktion hat: Es erinnert die Besucher daran, dass es neben dem Krieg noch etwas anderes gibt, das Leben neben der Gewalt auch kleine Freuden des Alltags kennt.
Im Frühjahr 2011 gingen die Menschen in zahlreichen arabischen Staaten auf die Straße, um gegen Unterdrückung und Willkürherrschaft zu protestieren. Auch die Jemeniten erhoben sich. Zwar stürzte der autoritär regierende Präsident Ali Abdullah Salih, doch auf das Ende des Regimes folgte ein Krieg, den die Jemeniten längst nicht mehr allein kontrollieren. Dennoch setzen einige der Gewalt die Hoffnung entgegen.