Regierung greift in Fukushima ein
3. September 2013Die japanische Regierung will umgerechnet 360 Millionen Euro zur Eindämmung der Lecks im havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima einsetzen. Mit dem Geld solle unter anderem der Boden unter der Anlage gefroren und radioaktiv verseuchtes Wasser dekontaminiert werden, sagte Regierungssprecher Yoshihide Suga vor Journalisten in Tokio. Das Atomkraftwerk war bei einem Erdbeben und Tsunami am 11. März 2011 havariert. In drei Blöcken kam es zu Kernschmelzen.
Radioaktiv verseuchtes Wasser tritt kontinuierlich aus
Der Fukushima-Betreiber Tepco bekommt die riesigen Mengen radioaktiv verseuchten Kühlwassers in der Anlage, die seitdem auslaufen, allein nicht unter Kontrolle. Tepco steht wegen seines Krisenmanagements heftig in der Kritik: Der Firma wird vorgeworfen, das Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen und die Öffentlichkeit nur häppchenweise zu informieren.
Am Wochenende war bekannt geworden, dass sich die radioaktive Strahlung in dem Katastrophenreaktor stellenweise deutlich erhöht hatte. An einem Wassertank sei sie um das 18-fache gestiegen, teilte der Betreiber Tepco mit. Die Belastung beläuft sich den Angaben nach auf 1800 Millisievert pro Stunde. Wenn ein Mensch dieser Strahlung etwa vier Stunden lang ausgesetzt ist, wirkt sie tödlich.
Immer wieder treten bei den Auffangtanks Lecks auf. Erst vor kurzem war aus einem der Tanks 300 Tonnen verseuchten Wassers ausgelaufen. Für zusätzliche Probleme sorgt das Grundwasser, das von den Hügeln der Umgebung unter die Anlage fließt, sich dort mit dem bereits im Boden versickerten radioaktivem Kühlwasser vermengt und dann ins Meer abfließt. Mit Hilfe einer "gefrorenen Wand" wollen Wissenschaftler nun den Zufluss des Grundwassers stoppen.
Welche Rolle spielt Olympia?
Zweieinhalb Jahre nach der Atomkatastrophe hat auch die Regierung das Vertrauen in Tepcos Krisenmanagement verloren. Die Probleme in der Atomruine können nach den Worten von Regierungschef Shinzo Abe nicht mehr länger allein dem Atomkonzern Tepco überlassen werden. Dass die Regierung nun medienwirksam verkündet, eingreifen zu wollen, passiert just wenige Tage vor der Entscheidung über die Vergabe der Olympischen Spiele 2020. Tokio befürchtet, dass das Desaster in Fukushima seine Chancen gegenüber den beiden Mitbewerbern Istanbul und Madrid schmälern könnte.
as/cw ( dpa, afp, rtre)