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Politik

"Jamaika" hält die Uhr an

17. November 2017

Es ist ein bekanntes Verhandlungsritual. Wenn kurz vor einer Einigung die Zeit knapp wird, verschaffen sich die Unterhändler eine Fristverlängerung. Reicht diese nun bis ins Wochenende?

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Bis zum frühen Morgen wurde in der Parlamentarischen Gesellschaft verhandeltBild: Getty Images/AFP/O. Andersen

Es wurde hart gerungen und gestritten, es wurde gelacht und geflachst, doch am Ende einer langen Nacht stand keine Einigung. Folglich haben sich die müden Unterhändler von CDU, CSU, FDP und Grünen  darauf verständigt, an diesem Mittag weiter über die Machbarkeit einer schwarz-gelb-grünen Koalition zu beraten. 

Viel Zeit zum Schlafen dürften die "Jamaikaner" nach den etwa 15 Stunden dauernden Beratungen wohl nicht bekommen. Höchstwahrscheinlich müssen die sich abzeichnenden Kompromisslinien noch parteiintern diskutiert werden. FDP-Chef Christian Lindner äußerte sich nach der Vertagung zumindest optimistisch: "Wir sind heute ganz viele Schritte weitergekommen." Ein solches "historisches Projekt" dürfe nicht an ein paar fehlenden Stunden scheitern, sagte er am frühen Freitagmorgen.

Grünen-Unterhändler Jürgen Trittin sieht die Verhandlungen ebenfalls auf einem guten Weg. Die Verzögerungen erklärte er im Deutschlandfunk unter anderem damit, dass "die andere Seite" etwa beim Thema Zuwanderung "alles oder nichts" spiele.

Wie lange die Sondierungen in die Verlängerung gehen sollen, ist noch unklar. Volker Kauder, Vorsitzender der Unions-Fraktion im Bundestag, sprach davon, dass möglicherweise das ganze Wochenende für weitere Verhandlungen genutzt werden könnte.

Große Streitpunkte bleiben

Die entscheidende Runde der Verhandlungen um Kanzlerin Angela Merkel (CDU) war zuletzt ins Stocken geraten. Auch eine kurze Pause am frühen Morgen brachte nicht die erhoffte Wende. Bei den größten Streitpunkten, dem Klimaschutz, dem Familiennachzug von Flüchtlingen und bei den Finanzen, lagen die einzelnen Lager immer noch weit auseinander.

Zwischendurch sorgten vereinzelte Meldungen auf Twitter zumindest bei den Berichterstattern für gute Unterhaltung. Die langen Wartezeiten überbrückten einzelne Unterhändler zum Beispiel beim Kartenspiel. Und laut Reinhard Bütikofer gesellten sich zu den Grünen auch einzelne CDU-Politiker wie Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff - weil die Stimmung dort besser sei.

Zuvor hatten FDP-Generalsekretärin Nicola Beer und der Grünen-Abgeordnete Jürgen Trittin über den Kurzmitteilungsdienst bereits zu mehr Kompromissbereitschaft aufgerufen. "Verlange nichts von Deinem Gegenüber, was er Dir nicht geben kann. Sonst bekommst Du am Ende gar nichts." So lautete die Botschaft Beers. Und Jürgen Trittin konterte, passend zum Jamaika-Projekt, mit einem Songtitel von Jimmy Cliff: "The harder they come, the harder they fall" - je härter sie sich geben, desto härter werden sie fallen.

djo/AR (dpa, rtr)