"Ja" zur Unabhängigkeit Kataloniens
10. November 2014Bei der Volksbefragung zur Unabhängigkeit Kataloniens haben sich 80,1 Prozent der Teilnehmer für die Abspaltung ihrer Region von Spanien ausgesprochen. Diese Zahl gab die katalanische Regionalregierung in Barcelona in der Nacht zum Montag bekannt. 10,1 Prozent befürworteten demnach die Bildung eines katalanischen Staates, der aber weiterhin zu Spanien gehören sollte. Lediglich 4,6 Prozent votierten gegen die Unabhängigkeit.
Die Zentralregierung in Madrid erkennt die Wahl nicht an, die symbolische Abstimmung hat aber dennoch politisches Gewicht - schließlich dürfte sie die Stellung der Unabhängigkeitsbefürworter stärken.
"Voller Erfolg"
Nach Angaben der katalanischen Behörden gaben 2,25 Millionen Menschen ihre Stimme ab. Geschätzt wurde die Zahl der Wahlberechtigten auf insgesamt 5,4 Millionen. Die Gegner des Votums hatten allerdings angekündigt, die Abstimmung zu boykottieren. Die Stimmabgabe verlief ohne größere Zwischenfälle.
Regionalpräsident Artur Mas sprach von einem "vollen Erfolg". Sein Land habe "einmal mehr gezeigt, dass es sich selbst regieren will", sagte Mas schon am Sonntagabend nach Schließung der Wahllokale.
Mas betonte, sein Ziel sei ein rechtskräftiges Referendum über die katalanische Unabhängigkeit. "Wir verdienen das Recht, in einem rechtskräftigen Referendum abzustimmen, und das ist etwas, was vielleicht in Madrid verstanden wird."
Unter den Katalanen, die über eine eigene Kultur und Sprache verfügen, gibt es seit langem Bestrebungen zur Abspaltung von Spanien. Die Unzufriedenheit in der vergleichsweise wohlhabenden Region wurde zuletzt durch die schwache Konjunktur in Spanien und eine Reihe von Korruptionsaffären in Madrid weiter angefacht.
"Akt der Propaganda"
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy betonte, die Befragung werde keinerlei Auswirkungen haben. "Solange ich Regierungschef bin, wird die Verfassung eingehalten", bekräftigte er. "Niemand wird die Einheit Spaniens zerbrechen." Justizminister Rafael Catalá nannte die Abstimmung "einen Akt der Propaganda". Die Befragung sei "steril und nutzlos".
Das spanische Verfassungsgericht hatte die Abstimmung nach einer Klage der spanischen Regierung sogar verboten - was die Katalanen aber nicht davon abbrachte, sie dennoch durchzuführen.
wa/SC (afp, dpa)