IWF: Weltwirtschaft wächst langsamer
24. Juli 2014Russland könnte seine Rolle im Ukraine-Konflikt noch teurer zu stehen kommen, als bislang gedacht: Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte dem Land in seiner aktualisierten Konjunkturprognose nur noch ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,2 Prozent für 2014 voraus - vorausgesetzt, dass die aktuelle Krise schrittweise entschärft werden kann. Im April lag die Prognose noch bei 1,3 Prozent. Auch der Ausblick für die globale Wirtschaft wurde nach unten korrigiert: Die Fonds-Experten rechnen für dieses Jahr nur noch mit einem Wachstum von 3,4 Prozent - das sind 0,3 Prozent weniger als bisher erwartet.
"Der Aufschwung setzt sich fort, bleibt aber schwach - sogar ein wenig schwächer als von uns noch im April vorausgesagt", fasst IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard das Lagebild zusammen. Grund dafür sei vor allem die unerwartet schwache Entwicklung zu Beginn des Jahres wegen des harten Winters in den USA. Aber auch die Ukraine-Krise belaste die Entwicklung und sei weiterhin ein großes Risiko. Die Sanktionen von EU und USA gegen Moskau würden sich in der gesamten Region niederschlagen, sagte IWF-Sprecher William Murray. Betroffen seien Volkswirtschaften "mit sehr aktiven und direkten Handelsbeziehungen mit Russland, vor allem in Ost- und Mitteleuropa sowie Zentralasien". Beunruhigend seien außerdem die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern sowie der Destabilisierung des Iraks durch islamistische Kämpfer.
Düstere Prognose für Schwellenländer
Auch für China korrigierte der IWF seine Prognose nach unten. Die Schwellenländer Brasilien, Mexiko und Südafrika kämpften ebenfalls mit schrumpfender Wirtschaftsleistung. Für die weltgrößte Volkswirtschaft USA rechnet der Fonds nach einem moderaten Wachstum im laufenden Jahr von 1,8 Prozent ab 2015 mit einer wieder stärker anziehenden Wirtschaft. In Deutschland werde das BIP dieses Jahr um 1,9 Prozent zunehmen - 0,2 Prozentpunkte mehr als bislang berechnet. Für die Eurozone ermittelte der IWF unverändert ein Plus von 1,1 Prozent in diesem Jahr. Sehr positiv äußert sich der Fonds über Spanien, Großbritannien und Japan.
Insgesamt spricht der IWF von einem weiter "unausgewogenen Wachstum" in der Welt. Dabei gebe es eine ganze Reihe von Risiken, die das Weltwirtschaftswachstum dämpfen könnten. Dazu zähle neben den geopolitischen Gefahren auch das Risiko von höheren Langfrist-Zinsen in den USA als Folge der Normalisierung der US-amerikanischen Geldpolitik.
hmf/sc (dpa, afp, rtr)