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Italien verdoppelt Wachstum

1. Juni 2017

Das Wachstum verdoppelt - das kommt nicht so oft vor, aber Italiens Statistiker haben festgestellt, dass die Wirtschaft des Landes im ersten Quartal doppelt so kräftig gewachsen wie bislang angenommen.

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Italienische Euro Münzen
Bild: picture-alliance / Picture-Alliance / dpa

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Italiens legte danach von Januar bis März um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu. Das Statistikamt Istat korrigierte damit am Donnerstag die ursprüngliche Schätzung von 0,2 Prozent deutlich nach oben. Italien liegt nun etwas unter dem Durchschnitt der Euro-Zone mit 0,5 Prozent Wachstum.

Italien ist die drittgrößte Wirtschaft der Eurozone. Mit der Korrektur nach oben hat die Konjunktur in Italien an Fahrt gewonnen. Im dritten und vierten Quartal 2016 war die Wirtschaft jeweils nur um 0,3 Prozent im Quartalsvergleich gewachsen. Ökonomen hatten auch jetzt nicht mit sehr viel besseren Werten gerechnet.

Historische Kaufhäuser - Italien: Rom - Kaufhaus La Rinascente
Konsumenten treiben das Wachstum: Ein Kaufhaus in RomBild: picture-alliance/R. Braum

Wachstumsziel erreichbar

Getragen wurde das Wachstum vor allem von kauffreudigen Verbrauchern, während der Außenhandel und die Investitionen bremsten. Für die Regierung von Ministerpräsident Paolo Gentiloni steigen nun die Chancen, 2017 das selbst gesetzte Wachstumsziel von 1,1 Prozent zu erreichen. Rechnet man das derzeitige Wachstum aufs Jahr hoch, kommt man sogar auf ein Plus von 1,2 Prozent.

Italien war zuletzt wieder verstärkt in den Fokus der Investoren geraten. Nach entsprechenden Ankündigungen des Chefs der regierenden Demokratischen Partei, Matteo Renzi, könnte es im Herbst zu Neuwahlen kommen. "Anleger sind nervös - zu recht", sagte Commerzbank-Ökonom Marco Wagner. "Die hohe Arbeits- und Perspektivlosigkeit treibt die Wähler hin zu den Euro-Skeptikern." Auch ein Italexit - also ein Abschied aus der Währungsunion - bleibe eine reale Gefahr. Mit Ausnahme der regierenden Demokraten (PD) sind alle anderen großen Gruppierungen euro-skeptisch eingestellt. Dazu gehört auch die Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo, die stärkste Partei werden könnte.

Matteo Renzi und Paolo Gentiloni im Parlament Italien
Neuwahlen im Herbst? Regierungschef Gentiloni (rechts) und PD-Parteichef Renzi in Rom Bild: picture-alliance/dpa/E. Ferrari

Probleme im Bankensektor

Die Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen stiegen in den vergangenen Tagen um rund neun Prozent. Problematisch ist nach wie vor die enorme Staatsverschuldung, die rund 133 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht. Ein kräftigerer Aufschwung wird deshalb nicht erwartet. "Vor allem die Unternehmensinvestitionen dümpeln vor sich hin", sagte Commerzbank-Experte Wagner. "Sie werden unter anderem gehemmt durch die hohe Verschuldung und die ungelösten Probleme im Bankensektor, die die Kreditvergabe zusätzlich erschweren."

Der seit Jahren angeschlagenen Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena darf die Regierung nun aber mit einer milliardenschweren Kapitalspritze helfen. Dazu gebe es eine Grundsatzeinigung, erklärte die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel. Bedingung sei ein weitreichender Umbau der Bank. Zulässig sei nur eine vorsorgliche Rekapitalisierung einer langfristig als profitabel eingeschätzten Bank.

Italien  Monte Dei Paschi di Siena in Mailand
EU billigt Milliarden für die KrisenbankBild: picture-alliance/AP Photo/A. Calanni

Die Europäische Zentralbank EZB hatte bei Monte dei Paschi vor Monaten einen Kapitalbedarf von 8,8 Milliarden Euro festgestellt. Das 1472 gegründete Finanzhaus sitzt wie andere italienische Banken auf vielen faulen Krediten und meldete zuletzt Milliardenverluste. Die Regierung hat vorsorglich ein 20 Milliarden Euro schweres Bankenrettungsprogramm aufgelegt.

Erst am Mittwoch hatte Ministerpräsident Gentiloni im Parlament in Rom eine Vertrauensabstimmung zum Abbau des Haushaltsdefizits gewonnen. Für den neuen Haushalt sind Einsparungen im Umfang von bis zu 3,4 Milliarden Euro vorgesehen. Die EU drängt Italien schon länger zur Haushaltssanierung. Der Haushalt muss nun noch vom Senat gebilligt werden.

ar/wen (dpa, rtr)