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Italienische Funkstörungen

dpa / (mas)2. Dezember 2002

Der italienische Staatssender RAI gerät immer tiefer in die Krise: Die Einschaltquoten befinden sich im Sinkflug, und an der Unternehmensspitze herrschen chaotische Zustände.

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Bild: Illuscope

Drei der fünf Mitglieder des RAI-Vorstands sind aus Protest gegen RAI-Präsident Antonio Baldassarre schon zurückgetreten. Jetzt streiten sich die politischen Spitzen des Landes, wie es mit der traditionsreichen Fernseh- und Rundfunkanstalt weiter gehen soll. "RAI zerfällt", titelte am Donnerstag die Tageszeitung "Il Messaggero". "Rai im Chaos", lautete die Schlagzeile der "Repubblica".

Politikum

Die RAI ist längst zu einem Politikum allerersten Ranges geworden. Die Oppositionsparteien fordern seit Wochen den Rücktritt Baldassarres, der erst im Vorjahr das Ruder bei RAI übernommen hatte. Seine Ernennung hatten - wie nach dem Gesetz vorgeschrieben – die Präsidenten der beiden Parlamentskammern beschlossen, Pierferdinando Casini (Abgeordnetenkammer) und Marcello Pera (Senat). Jetzt sind die beiden Politiker der Mitte-Rechts-Koalition von Regierungschef Silvio Berlusconi mit der Frage konfrontiert, ob der RAI-Vorstand noch handlungsfähig sei und wenn ja, wie er nachbesetzt werden soll.

Silvio Berlusconi
Regierungs- und TV-Chef in Italien: Silvio BerlusconiBild: AP

Zunächst hatten zwei Vorstände, die der Mitte-Links-Opposition zugerechnet werden, das Handtuch geworfen. Am Mittwoch folgte ihnen auch ein dritter, der jedoch aus dem Berlusconi-Lager stammt. In der Regierung überwiegt jetzt die Auffassung, dass die drei vakanten Vorstandsposten einfach nachbesetzt werden sollten, notfalls mit Persönlichkeiten aus dem eigenen Lager. Die Oppositionsparteien, denen eigentlich zwei Vorstandsposten zustehen, sind gegen eine Nachbesetzung und verlangen einen völlig neuen Vorstand für RAI.

Zu Berlusconis Nutzen

Die Kontroverse um RAI hatte sich bereits im Sommer zugespitzt, als die populären TV-Sendungen von zwei Berlusconi-kritischen Journalisten einfach aus dem Programm gestrichen wurden. Berlusconi hatte zuvor öffentlich die beiden attackiert, unter ihnen der 82-jährige Doyen des italienischen Journalismus, Enzo Biagi. Seine Sendung, die unmittelbar nach den TV-Hauptnachrichten ein Hauptthema des Tages näher beleuchtete, erzielte hohe Einschaltquoten. Doch sie griff auch Berlusconi immer wieder an.

Baldassarre musste sich den Vorwurf gefallen lassen, als verlängerter Arm Berlusconis zu agieren. Dieser ist zudem nicht nur Chef der Regierung, sondern auch Eigentümer der drei größten privaten TV-Sender, die mit RAI rivalisieren. Oppositionspolitiker haben deshalb Berlusconi vorgeworfen, den Niedergang der RAI zu dulden. "Wem nützt eine untergehende RAI? Das fragen wir Berlusconi, sobald er zu feiern aufgehört hat", war denn auch am Donnerstag auf einer Karikatur der linksgerichteten "Repubblica" zu lesen.

Ohne Hosen

In der Tat können sich die drei Berlusconi-Sender seit dem Amtsantritt Berlusconis vor eineinhalb Jahren über steigende Einschaltquoten freuen. Baldassarre habe dazu beigetragen, die Position von RAI zu schwächen, werfen ihm seine Gegner vor. Die Einschaltquoten des Samstagabend-Programms sprechen eine klare Sprache: Immer öfter hat der Berlusconi-Sender Canale 5 die Nase vor RAI UNO, dem RAI-Flaggschiff. Für eine Ausnahme sorgte der Moderator der RAI-Show, Gianni Morandi, als er sich im Oktober bis auf die Unterhose auszog und so der Konkurrenz ein Schnippchen schlug.