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Italien und Russland bauen Erdgas-Pipeline

26. April 2010

Italien und Russland haben den Bau der Erdgas-Pipeline "South Stream" beschlossen. Er wird 2012 beginnen. Schon ein Jahr später sollen die ersten Lieferungen fließen. Die Pipeline stellt das EU-Projekt Nabucco infrage.

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Erdgasleitungen (Foto: AP)
Putin kann zufrieden sein: Die Pipeline South Stream wird russisches Gas nach Europa befördernBild: AP

An der Ostsee sind die Arbeiten für "Nord Stream" bereits in vollem Gange. Bald schon soll auch auf einer südlichen Route Gas von Russland nach Europa fließen. Ministerpräsident Wladimir Putin und Italiens Premier Silvio Berlusconi erklärten bei einem Treffen am Montag (26.04.2010), dass der Bau der Pipeline "South Stream" in der ersten Hälfte des Jahres 2012 beginnen soll.

Lieferungen ab 2013

South Stream Erdgas-Pipeline
South Stream bringt russisches Gas über das Schwarze Meer nach EuropaBild: San Jose / Patrol110

Verantwortlich für das mindestens 20 Milliarden Euro teure Projekt sind der italienische Versorger Eni und der russische Gasriese Gazprom. Auch der französische Versorger EDF werde sich mit 25 Prozent beteiligen, sagte Putin. Eine entsprechende Vereinbarung solle im Juni in Sankt Petersburg unterzeichnet werden.

Die Gaspipeline soll von Beregowaja an der östlichen Schwarzmeerküste durch das Schwarze Meer bis nach Bulgarien und von dort aus in zwei Strängen nach Ungarn und Österreich bzw. nach Griechenland und Italien führen. Die Kapazität von South Stream liegt zunächst bei 31, später bei bis zu 63 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Die ersten Lieferungen sind für 2013 geplant.

Berlusconi will Atomkraft wieder einführen

Wladimir Putin und Silvio Berlusconi (Foto: AP)
Gute Laune: Wladimir Putin und Silvio Berlusconi beschlossen gemeinsame EnergieprojekteBild: AP

Berlusconi hat bei dem Treffen mit Putin am Montag zudem die Wiedereinführung der Kernenergie in Italien ausgerufen. Binnen drei Jahren werde sein Land wieder Atomkraftwerke (AKW) bauen. Putin sicherte finanzielle und technologische Unterstützung zu und versicherte, dass Russland nicht nur nukleares Brennmaterial liefern, sondern auch die atomaren Abfälle zur Bearbeitung übernehmen könne.

Die Italiener hatten 1987 in einer Volksabstimmung entschieden, alle Atomkraftwerke stillzulegen und keine neuen mehr zu bauen. Die Regierung plant für 2013 den Baubeginn des ersten Europäischen Druckwasserreaktors in Italien und will bis 2030 ein Viertel des Stroms aus Kernkraft beziehen.

Konkurrenz für geplante Nabucco-Pipeline

In Brüssel bei der EU dürfte die Entscheidung von Putin und Berlusconi keine Freude ausgelöst haben. Denn sowohl South als auch Nord Stream sind Konkurrenz für die "Nabucco"-Pipeline, an der auch der deutsche Energieversorger RWE beteiligt ist. Sie ist das bevorzugte Projekt der EU-Kommission und soll Europa ab 2014 unabhängiger von Russland machen. Nabucco würde Gas aus dem kaspischen Raum über Georgien und die Türkei nach Europa liefern und so eine Alternative zu russischem Gas darstellen. Allerdings ist unklar, wer das Gas liefern soll, bislang gibt es auch keine Vereinbarungen.

Darauf hatte am Wochenende auch Russlands Ministerpräsident angespielt: "Es ist sinnlos und extrem gefährlich, eine Pipeline ohne Lieferverträge zu bauen", sagte Wladimir Putin am Samstag in Wien. Er äußerte Unverständnis über die Nabucco-Pläne. Weltweit gebe es kein Land mit ähnlichen Gasvorräten, sein Land könne die Interessen der Abnehmer auf Jahre befriedigen.

Österreich und Russland unterzeichneten ein Abkommen zum Bau eines Teilstücks der Gaspipeline South Stream in Österreich. Der österreichische Konzern OMV ist sowohl an South Stream als auch an Nabucco beteiligt. "Wir sehen da keinen Interessenkonflikt", sagte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ). Österreich habe mehrere Möglichkeiten und spiele diese nicht gegeneinander aus.

Autor: Julian Mertens (rtr, dpa)

Redaktion: Dirk Eckert

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