Israel will Gazastreifen öfter Strom abdrehen
12. Juni 2017Israel will die Elektrizitätsversorgung im Gazastreifen weiter reduzieren. Das Sicherheitskabinett von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe beschlossen, 40 Prozent weniger Strom zu liefern, berichten israelische Medien. Die Entscheidung folge einer Bitte des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas, der seinerseits die Stromzahlungen um 40 Prozent kürze.
Abbas wolle damit Druck auf die Führung der mit seiner Fatah-Organisation rivalisierenden Hamas ausüben, heißt es. Beobachter fürchten, dass sich die humanitäre Lage im Gazastreifen weiter verschlimmern und dies wiederum zu einer neuen Eskalation der Gewalt zwischen Israel und der Hamas führen könnte.
Leitungen sind regelmäßig tot
Der Gazastreifen gehört zu den Palästinensischen Autonomiegebieten. Die rund zwei Millionen Einwohner der schmalen Küstenregion leben bereits seit Jahren mit ständigen Stromausfällen. Zuletzt gab es nur noch rund vier Stunden am Tag Strom. Das einzige Kraftwerk in der Palästinenserenklave am Mittelmeer wurde vor zwei Monaten wegen Treibstoffmangels abgeschaltet.
Knapp eineinhalb Millionen Menschen leben im Gazastreifen - sie hängen weitgehend am Tropf Israels. Durch wiederholte Grenzschließungen, die mit Sicherheitserfordernissen begründet werden, ist die Region nahezu abgeschnürt. Auch ein Teil des Stroms wird aus Israel nach Gaza geliefert. Bisher zahlte dafür die Palästinenserbehörde von Abbas.
Im vergangenen Monat erklärte Abbas jedoch laut Medienberichten, er wolle die Zahlungen stoppen. Hintergrund ist ein Machtkampf zwischen seiner gemäßigten Fatah und der radikalislamischen Hamas, die vor zehn Jahren gewaltsam die alleinige Kontrolle im Gazastreifen an sich gerissen hatte. Die Hamas gilt auch der Europäischen Union als Terrororganisation. Bisher hatte Israel den Gazastreifen dennoch weiter mit Strom beliefert.
jj/ml (dpa, kna)