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Islamisten steuern Zwei-Drittel-Mehrheit an

14. Januar 2012

In Ägypten werden die islamistischen Parteien nach eigenen Angaben im neuen Parlament mehr als zwei Drittel der Sitze erhalten. Dafür dürften nur noch sehr wenige Frauen ins Parlament einziehen.

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Ein Beduine gibt im nördlichen Sinai seine Stimme ab (Foto: Reuters)
Ein Beduine gibt im nördlichen Sinai seine Stimme abBild: Reuters

Die Muslimbruderschaft teilte am Freitag auf ihrer Facebook-Seite mit, sie werde 242 Abgeordnete entsenden. Das entspreche einem Anteil von 46 Prozent. Die Partei "Freiheit und Gerechtigkeit" der Muslimbrüder bezeichnet sich selbst als moderat-islamisch. Die radikalere Salafisten-Partei des Lichts kommt demnach auf 113 Sitze und damit 23 Prozent. Ein Sprecher der Salafisten sprach dagegen von 120 Mandaten.

Den dritten Platz belegt die liberale Traditionspartei Al-Wafd mit 8,9 Prozent, wie die regierungsnahe Webseite "ahramonline" mitteilte. Die neu gegründete liberale Ägyptische Allianz des Multimillionärs Naguib Sawiris blieb mit sieben Prozent weit unter ihren Erwartungen und erreichte den vierten Platz.

Offizielles Wahlergebnis verzögert sich

Die Parlamentswahl war in den 27 Provinzen in drei Etappen abgehalten worden. In einigen Bezirken in Kairo, Alexandria, Assiut und Al-Scharkija sowie in der Provinz Süd-Sinai muss der Wahlgang wegen Unregelmäßigkeiten wiederholt werden. Deshalb werden die Resultate vermutlich erst in der nächsten Woche veröffentlicht. Insgesamt werden 498 Mandate vergeben.

Das Parlament hat zunächst insbesondere die Aufgabe, 100 Personen für eine verfassunggebende Versammlung auszuwählen. Diese soll die Grundlage eines neuen, demokratischen Ägyptens nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak werden.

Carter rügt geringe Frauenrate

Am Freitag zeigte sich der frühere US-Präsident Jimmy Carter unzufrieden mit der Rolle der Frauen im neuen politischen Ägypten. Bei der ersten Wahl nach der Entmachtung Mubaraks wurden in den ersten zwei Runden fünf Frauen gewählt. Die "größte Enttäuschung" bei den Parlamentswahlen sei, dass die Parteien kaum Kandidatinnen aufgestellt hätten, sagte Carter in Kairo. Die wenigen Frauen, die zur Wahl standen, seien meist auf den hinteren Listenplätzen gelandet. "Es ist offensichtlich, dass es im neuen Parlament gerade mal ein Prozent weibliche Abgeordnete geben wird", kritisierte der Ex-Präsident.

Carter monierte, dass Ägypten die 2010 unter Mubarak eingeführte Regelung abgeschafft habe, dass 64 Sitze für Frauen reserviert sind. Diesmal galt hingegen nur, dass eine Partei mindestens eine Frau aufstellen sollte. Nach Angaben von Wahlbeobachtern waren weniger als zehn Prozent der rund 11.000 Kandidaten Frauen. Carter ist mit einer Delegation seiner Menschenrechtsorganisation Carter Center zur Beobachtung der letzten Phase der Wahl nach Ägypten gereist.

kle/wa (rtr, dpa)