Islamismus in Deutschland
Sie sind jung, fanatisch und wollen ins Paradies. Staatsschützer schätzen, dass rund 500 Islamisten in Deutschland gewaltbereit sind. In den letzten Jahren wurden schon mehrere Anschläge vereitelt oder scheiterten.
Die Islamisten-Szene
Tausende Islamisten leben in allen Teilen Deutschlands. Einige hundert gelten als militant. Die meisten, die sich für den Dschihad rekrutieren lassen, können mit vier M's beschrieben werden, sagt Verfassungsschutz-Chef Maaßen: "Männlich, muslimisch, Migrationshintergrund und Misserfolge." Es sind meist Migranten-Kinder, die nach Orientierung und Zusammenhalt suchen. Aber auch Konvertiten.
Die 9/11-Attentäter
Die Hamburger Terrorzelle: Die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA wurden in Hamburg geplant. Von "Schläfern," radikalen Islamisten um den Todespiloten Mohammed Atta (unten, M.). Zu der Hamburger Zelle gehörten drei der vier 9/11-Piloten und mindestens sechs Unterstützer. El Motassadeq (unten, li.) wurde im weltweit ersten Prozess um die 9/11-Terroranschläge zu 15 Jahren Haft verurteilt.
Die Kofferbomber
Anschlag im Kölner Hauptbahnhof: Am 31. Juli 2006 wollen die libanesischen Studenten Jihad Hamad und Youssef el Hajdib mit selbst gefertigten Kofferbomben zwei Regionalzüge aus Köln nach Hamm und Koblenz in die Luft jagen. Nur technische Fehler verhinderten die Explosion. Hamad muss in Beirut für zwölf Jahre ins Gefängnis. El Hajdib bekommt in Deutschland lebenslänglich.
Die Sauerland-Zelle
Die Sauerländer: Am 4. September 2007 stürmt die Anti-Terror-Einheit GSG 9 ein Ferienhaus im Sauerland. Drei Terroristen werden verhaftet: Adem Yilmaz (li.), Daniel Schneider (M.), Fritz Gelowicz (re.). Die Gruppe hat aus Protest gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr Bombenanschläge auf deutsche und US-Einrichtungen geplant. Die Terroristen mussten bis zu zwölf Jahre hinter Gitter.
Die Ehefrau als Terror-Helferin
Filiz Gelowicz: Auch die Ehefrau des Anführers der islamistischen Sauerland-Gruppe muss sich vor Gericht verantworten. Am 5. November 2010 sitzt sie hinter einer Scheibe aus Sicherheitsglas in einem Gerichtssaal in Berlin. Sie gesteht, Geld gesammelt zu haben, das für den Dschihad verwendet wurde. Die damals 29-Jährige wird als Terror-Helferin zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt.
Der Flughafen-Attentäter
Anschlag in Frankfurt: Am 2. März 2011 richtet Arid Uka ein Blutbad auf dem Frankfurter Flughafen an. Er erschießt zwei US-Soldaten, zwei weitere sind schwer verletzt. Diese Tat ist bis heute der einzige islamistische Anschlag mit Todesopfern in Deutschland. Arid, geboren im Kosovo, wuchs in Deutschland auf. Seine Familie gilt nicht als fanatisch. Arid gab sich bei Facebook als Gotteskrieger aus.
Die Düsseldorfer Al-Kaida-Zelle
Al-Kaida mitten im Rheinland: Halil S. (M.) wird am 9. Dezember 2011 vor dem Bundesgerichtshof in Karlsruhe abgeführt. Er gehört zur Düsseldorfer Zelle. Ein Mitglied soll zeitweise Leibwächter Osama bin Ladens gewesen sein. Das Terror-Netzwerk hat einen großen Terror-Anschlag in Deutschland geplant. Alle vier Mitglieder der Düsseldorfer Zelle wurden zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt.
Die Salafisten
Die Zahl der Salafisten in Deutschland wächst. Schon bald könnten es 7000 sein. Seit Oktober 2011 verteilen sie bundesweit kostenlos Koran-Übersetzungen. Die Aktion "Lies!" ist ein Großprojekt der deutschen Islamistenszene. Das Ziel: 25 Millionen Korane verteilen. Ein paar Hundert Salafisten gelten als gewaltbereit. Rund 500 sind aus Deutschland in die Kampfgebiete in Syrien und im Irak gereist.
Der versuchte Anschlag in Bonn
Es sollte eine Demonstration radikal-islamistischer Macht sein: Am 10. Dezember 2012 wird im Bonner Hauptbahnhof an Gleis 1 in einer blauen Nylon-Sporttasche eine Bombe deponiert. Nur ein Konstruktionsfehler verhindert die Explosion. Für die Tat verantwortlich: Marco G., Salafist. Er wuchs in Oldenburg auf und konvertierte zum Islam. Wäre die Bombe explodiert, hätte es viele Tote gegeben.
Die Scharia-Polizei
Salafisten als Sittenwächter: Anfangs September 2014 patroulliert eine selbsternannte Scharia-Polizei in Wuppertal. Männer in orangefarbenen Warnwesten streifen durch die Straßen und fordern junge Muslime auf: kein Glückspiel, kein Alkohol, keine Musik. Was diese Salafisten machen, ist eine "Zweckentfremdung unserer Religion", so der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek.
Der Syrien-Rückkehrer
Syrien-Kämpfer vor Gericht: Im Juli 2013 reist Kreshnik B. nach Syrien. Dort schließt er sich als Gotteskrieger der Miliz IS an. Ende 2013 wird er in Frankfurt festgenommen. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm die Mitgliedschaft in der Terrormiliz IS vor. Ihm drohen mehr als vier Jahre Haft. Es ist der erste Prozess in Deutschland gegen einen Rückkehrer aus den Kampfgebieten in Syrien und im Irak.
Der Gotteskrieger
Der bekannteste deutsche Krieger der Terror-Miliz IS in Syrien: Denis Cuspert. Geboren 1975 in Berlin als Sohn einer Deutschen und eines Afrikaners. Früher als Rapper Deso Dogg bekannt. Seit Ende 2012 in Syrien. Seine Aufgabe: radikalisierte Salafisten in Deutschland mobilisieren. Er war auch an einem Enthauptung-Video beteiligt. Die Bundesregierung möchte ihn auf die UN-Terrorliste setzen.