ISIS greift Raffinerie an
18. Juni 2014Im Irak haben Dschihadisten die größte Raffinerie des Landes angegriffen. Die Aufständischen seien in den Raffineriekomplex von Baidschi in der Provinz Salaheddin eingedrungen, wie die irakischen Behörden mitteilten. Die Anlage befindet sich 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad. Mehrere Öltanks seien bei den Gefechten in Brand geraten. Die Sicherheitskräfte versuchten, die Terroristen zurückzuschlagen. Die Raffinerie war am Dienstagabend geschlossen worden, zahlreiche Angestellte sollen geflohen sein.
Die Anlage in Baidschi ist für Bagdad von strategischer Bedeutung. Dort ist neben der wichtigen Raffinerie auch ein Elektrizitätswerk, von dem aus die Hauptstadt mit Strom versorgt wird.
Seit einer Woche befindet sich die Islamistengruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (ISIS) auf einem Blitzvormarsch. Innerhalb kürzester Zeit hat die sunnitische Miliz Mossul im Norden des Landes und die umliegende Provinz Ninive eingenommen. Auch angrenzende Provinzen nahm ISIS unter ihre Kontrolle. Kurzzeitig standen ISIS-Kämpfer auch vor den Toren Bagdads, doch mit einer Gegenoffensive der irakischen Truppen konnten die Angreifer zurückgeschlagen werden.
Al-Maliki beschwört Einheit aller Iraker
Angesichts des weiteren Vorrückens der ISIS-Terroristen hat sich Ministerpräsident Nuri al-Maliki - ein Schiit - in einem eindringlichen Appell an sein Volk gewandt. In einer Rede, die das Staatsfernsehen übertrug, betonte er nochmals: "Der Irak ist eine Einheit - aus Sunniten, Schiiten, Arabern und Kurden."
In einem seltenen Zeichen der Geschlossenheit hatte al-Maliki bereits am Dienstagabend mit seinem Rivalen, dem sunnitischen Parlamentspräsidenten Osama al-Nudschaifi, die Iraker zur Einheit aufgerufen. Der Regierungschef betonte, es gebe eine gemeinsame Botschaft: Zusammen wolle man den Terroristen entgegentreten.
Iran verspricht Unterstützung für Schiiten
Der iranische Staatspräsident Hassan Rohani kündigte unterdessen in einer Fernsehansprache an, dass sein Land alles zum Schutz der heiligen Stätten im Nachbarland tun werde. Zuvor hatte die sunnitische ISIS angedroht, die von Schiiten verehrten Grabmäler der Imame in Samrra, Kerbella und Nadschaf zu zerstören. Der Iran ist wichtigster Verbündeter al-Malikis. Die Sunniten werfen al-Maliki seit längerem vor, sie in Politik, Verwaltung und Armee zu benachteiligen.
In den Wirren der Gefechte werden im Irak auch immer wieder Ausländer entführt. Die Taten werden ISIS-Kämpfern und anderen Islamisten zugeschrieben. So wurden in der im Norden gelegenen Millionenstadt Mossul an diesem Mittwoch 40 Inder gekidnappt, die überwiegend als Bauarbeiter im Land sind, wie humanitäre Organisationen bestätigten.
Die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtet von 60 weiteren enftührten Arbeitern, die von ISIS-Aktivisten als Geiseln genommen worden seien, darunter Türken, Pakistaner, Nepalesen und Turkmenen. Wegen der wachsenden Unsicherheit will Ankara nun das türkische Generalkonsulat im südirakischen Basra räumen.
zam/se/wl (afp, dpa, ape)