Iranerinnen bejubeln Kantersieg
10. Oktober 2019Sie konnten es kaum erwarten. Bereits vier Stunden vor dem Anpfiff des WM-Qualifikationsspiels Iran gegen Kambodscha strömten zwischen 3500 und 4000 Frauen ins Azadi-Stadion in Teheran. Viele der weiblichen Fußballfans waren in Iran-Flaggen gehüllt und zeigten mit ihren Finger das Victory-Zeichen.
Erstmals seit 40 Jahren hatten die Iranerinnen ganz offiziell Karten für den Besuch eines Männer-Fußballspiels in ihrem Heimatland kaufen dürfen. Bis dato war ihnen der Zutritt untersagt gewesen. Der streng konservative Klerus hatte das Stadionverbot für Frauen damit begründet, dass sie vor dem Anblick halbnackter Männer und einem vulgären Umfeld im Stadion bewahrt werden müssten.
Tickets schnell vergriffen
"Der 10. Oktober 2019 wird für immer einen speziellen Platz im Kalender der Frauen haben", schrieb nun selbst die staatliche Nachrichtenagentur IRNA. Auch auf Druck des Weltfußballverbands FIFA, der dem Iran wegen der Diskriminierung weiblicher Fans mit dem Ausschluss von der WM 2022 in Katar gedroht hatte, lenkte die Führung in Teheran ein und verkaufte mehrere tausend Eintrittskarten für das Spiel gegen Kambodscha online an Frauen. Innerhalb weniger Minuten waren die Tickets vergriffen.
Für Kritik sorgte nicht nur das vergleichsweise geringe Kartenkontingent - das Azadi-Stadion fasst gut 78.000 Zuschauer. Auch die Metallzäune, die extra für das Spiel aufgebaut wurden, um die Frauenblöcke von den für die Männer reservierten Bereichen abzutrennen, führten zu wütenden Kommentaren in den sozialen Netzwerken.
Stimmung von den Frauen-Rängen
Während die Frauen-Tribünen voll besetzt waren, blieb der Rest des Stadions weitgehend leer. Insgesamt wollten nur rund 10.000 Zuschauer das WM-Qualifikationsspiel sehen, gut ein Drittel davon waren Frauen. Und die sorgten mit ihren Tröten und Fangesängen für viel Stimmung.
Tore bekamen sie reichlich zu sehen. Die Nationalmannschaft Irans deklassierte das überforderte Team Kambodschas mit 14:0 (7:0) und übernahm die Tabellenspitze der Asien-Gruppe C. Die Spieler um Kapitän Massud Schodschaei liefen nach dem Abpfiff zu den Frauen-Tribünen und bedankten sich für die Unterstützung. Als die Frauen das Stadion verließen, skandierten sie: "Azadi, bleib uns erhalten bis zum nächsten Mal!"