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Iran und die Inspektoren

15. Januar 2012

Kompromisse beim Atomprogramm lehnt der Iran zwar weiter an, doch gegenüber der Internationalen Atomenergiebehörde zeigt er sich kooperativ. Deren Inspektoren dürfen eine Anlage zur Urananreicherung begutachten.

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Symbolbild Atomstreit mit Iran (Grafik: dpa)
Der Konflikt zwischen dem Iran und der internationalen Gemeinschaft schwelt weiterBild: picture-alliance/J.W.Alker

Erstmals seit Veröffentlichung des umstrittenen Iran-Dossiers der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) können deren Experten wieder iranische Atomanlagen unter die Lupe nehmen. Die Experten kämen am 28. Januar, blieben einen Monat und würden die zweite Anlage zur Urananreicherung in Fordo untersuchen. Das teilte ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran mit. Im Dauerstreit um die Uran-Anreicherung zeigte er sich aber unnachgiebig: "Der Iran wird in jedem Fall an seinen Nuklearrechten festhalten."

Vom Bericht der IAEA-Experten dürfte abhängen, ob die internationalen Gespräche über das iranische Atomprogramm wieder in Gang kommen. Erst am Freitag hatte die iranische Führung dafür plädiert, die Atomverhandlungen im Nachbarland Türkei wieder aufzunehmen. Bereits vor einem Jahr hatten dort Gespräche stattgefunden, diese waren aber wegen fehlender Fortschritte auf unbestimmte Zeit vertagt worden.

Anreicherung auf bis zu 20 Prozent

In der lange geheim gehaltenen unterirdischen Anlage Fordo soll Uran auf bis zu 20 Prozent angereichert werden. Die Iraner wollen die Anlage im Februar in Betrieb nehmen. Sie liegt rund 160 Kilometer südlich von Teheran. Im Weltsicherheitsrat hatten die Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Großbritanniens und der USA am Mittwoch betont, dass der Iran mit der Anlage gegen Resolutionen des Sicherheitsrates und auch der IAEA verstoße.

In ihrem Bericht vom November 2011 war die IAEA zu dem Ergebnis gekommen, dass der Iran in einem fortgeschrittenen Stadium an der Herstellung von Uran-Halbkugeln arbeite, die in Waffen verwendet werden. Teheran bestreitet den Vorwurf, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms Atombomben zu entwickeln.

Westerwelle macht Druck

Im Atomstreit kündigte Bundesaußenminister Guido Westerwelle neue Sanktionen gegen Teheran an. "Auch nur die Option einer nuklearen Bewaffnung Irans hätte weitreichende negative Folgen weit über die Golfregion hinaus", sagte er der Zeitung "Rheinische Post". Noch in diesem Monat sollten neue Sanktionen beschlossen werden. Diese zielten "auf das Herz des iranischen Nuklearprogramms: auf sein Öl und damit seine Finanzquellen". Es sei klar, "dass uns das iranische Nuklearprogramm größte Sorgen bereitet". Die Tür zum Dialog mit Iran stehe aber weiter offen.

Nach dem jüngsten Bombenanschlag auf einen iranischen Atomforscher schlug das Militär in Teheran scharfe Töne an. "Wir werden diejenigen bestrafen, die hinter dem Mord an Mostafa Ahmadi Roschan stehen", sagte ein ranghohes Armeemitglied, Massud Dschasajeri, örtlichen Medienberichten zufolge. "Die Feinde der Nation wie die USA, Großbritannien und Israel" müssten für ihre Taten einstehen.

Chamenei attackiert USA und Israel

Ajatollah Chamenei (Foto: dpa)
Der oberste Führer Ajatollah Chamenei wettert wieder gegen Israel und die USABild: picture-alliance/dpa

Zuvor hatte Irans oberster Führer, Ayatollah Ali Chamenei, den Geheimdiensten der USA und Israels die Schuld an dem Bombenanschlag gegeben. Der "feige Mord" sei mit der Planung oder Unterstützung von CIA und Mossad geschehen, erklärte Chamenei in einer Beileidsbotschaft zur Beisetzung des Forschers in Teheran. Der 32-jährige Ahmadi Roschan war am Mittwoch mit seinem Fahrer bei der Explosion einer Autobombe getötet worden. Es war der vierte derartige Anschlag auf iranische Atomwissenschaftler innerhalb von zwei Jahren.

Autor: Reinhard Kleber (dpa, afp, dapd)
Redaktion: Christian Walz