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Inzidenzen sind "doppelt, dreifach so hoch!"

18. November 2021

Die täglichen Schreckenszahlen der Corona-Inzidenzen kommen vom Robert Koch-Institut. Dessen Chef Lothar Wieler stellt nun klar: Die tatsächliche Lage ist noch viel schlimmer. Es werde "superdüster".

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RKI-Chef Lothar Wieler auf der Bundespressekonferenz (Archiv)
RKI-Chef Lothar Wieler auf der Bundespressekonferenz (Archiv)Bild: picture alliance/dpa

"Wir werden ein wirklich sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern", sagt Lothar Wieler. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) zeichnet ein dramatisches Bild der Corona-Lage in Deutschland. Die Zahl der Neuinfektionen steige steil an und dürfte tatsächlich weitaus höher sein als bekannt. Wieler stellt klar, dass längst nicht mehr alle neuen Fälle registriert werden: "Die Untererfassung der wahren Zahlen verstärkt sich."

Doch es wird auch gegengesteuert: Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt ab sofort allen Personen ab 18 Jahren die COVID-19-Auffrischimpfung. Der sogenannte Booster solle in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen, teilte die Stiko mit. Derzeit haben rund 4,8 Millionen Menschen in Deutschland Auffrischungsimpfungen erhalten. 67,8 Prozent der Gesamtbevölkerung sind mittlerweile vollständig gegen das Coronavirus geimpft. 

An diesem Donnerstag meldet das RKI den Höchstwert von 65.371 Corona-Neuinfektionen. Die 7-Tage-Inzidenz gibt das Bundesinstitut mit 336,9 an - ebenfalls ein Höchststand. Doch hinter den Infektionen, die derzeit pro Tag neu registriert würden, "verbergen sich mindestens noch einmal doppelt oder dreimal so viele", sagte der RKI-Chef in einer Online-Diskussion mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Zuletzt seien 0,8 Prozent der Erkrankten gestorben. Von den heute neu Infizierten würden in den nächsten Wochen also mehr als 400 Menschen sterben. "Daran gibt es nichts mehr zu ändern."

"Nahe an dem Punkt, an den wir nie kommen wollten"

Die Zahl der schwerkranken Covid-Patienten steige, für Menschen mit Schlaganfall und andere Schwerkranke müsse mancherorts bis zu zwei Stunden nach einem freien Intensivbett gesucht werden. "Die Versorgung ist bereits in allen Bundesländern nicht mehr der Regel entsprechend." Und das werde noch zunehmen. "Die Prognosen sind superdüster", sagte Wieler.

Intensivstation des Universitätsklinikums Leipzig
Intensivmedizin: Müssen Patienten bald abgewiesen werden?Bild: Waltraud Grubitzsch/dpa/picture alliance

Nordrhein-Westfalens neuer Mnisterpräsident Hendrik Wüst stößt ins selbe Horn: "Wir sind in dieser Pandemie so nahe an dem Punkt, an den wir nie kommen wollten, nämlich dass in Krankenhäusern entschieden werden muss, wer noch behandelt wird", sagte der CDU-Politiker in den ARD-"Tagesthemen". Man brauche den "vollen Instrumentenkasten", um die Menschen zu schützen, meinte Wüst, der Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz ist.

"Für Panik besteht kein Anlass"

Weniger dramatisch sieht das Kassenärzte-Chef Andreas Gassen: "Die Lage ist schwierig, aber für Panik besteht kein Anlass", sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Krankenhäuser seien ebenso wie die Praxen seit Monaten stark belastet. Die Belegungszahlen seien nach wie vor niedriger als zum Höhepunkt der dritten Corona-Welle. "Es gibt insgesamt noch ausreichend Reserven", meinte er.

rb/fab (AFP, dpa, Reuters)

Corona-Impfchaos in Deutschland