Invictus Games 2022 in Düsseldorf
15. Januar 2020Prinz Harry küsst Maurice Manuel auf die Glatze. Der dänische Rollstuhl-Rugbyspieler hat gerade bei den Invictus Games mit seinem Team Gold gewonnen. Bilder wie dieses von 2017 in Toronto gibt es einige von dem Promi aus dem britischen Königshaus - und das ist kein Zufall. Schließlich hat der 35 Jahre alte Herzog von Sussex die Sportveranstaltung für kriegsversehrte und traumatisierte Soldaten 2014 ins Leben gerufen. "Das Erfolgsgeheimnis dieser Spiele ist die Erkenntnis, dass die psychische Gesundheit der eigentliche Schlüssel zur Genesung ist", sagt Prinz Harry über die Invictus Games. "Unsere Teilnehmer haben dazu beigetragen, das Thema psychische Gesundheit von einer traurigen Geschichte in eine inspirierende zu verwandeln. Sie wollen leben, anstatt nur lebendig zu sein."
Davon werden sich 2022 auch Sportfans in Deutschland überzeugen können. Wie Prinz Harry via Twitter bekanntgab, erhält Düsseldorf den Zuschlag für die sechste Auflage der Sportveranstaltung.
Die Stadt hatte die Kandidatur bereits im Vorfeld als einen "Meilenstein" auf dem Weg zur angestrebten Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2032. "Mit der Ausrichtung der Invictus Games in Düsseldorf setzen wir ein sichtbares Zeichen der Anerkennung für im Einsatz versehrte, verletzte und erkrankte Soldatinnen und Soldaten", sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU): "Sie leisten einen unverzichtbaren Dienst für unsere Gesellschaft und verdienen dafür gerade auch in der Öffentlichkeit Respekt."
Starter aus 20 Nationen
Als Offizier der britischen Armee war Prinz Harry von Dezember 2007 bis Februar 2008 incognito im Süden Afghanistans stationiert und nahm auch an Fronteinsätzen teil, ehe er aus Sicherheitsgründen wieder von dort abgezogen wurde. Die Erlebnisse in dem Kriegsland haben ihn geprägt. Seit dieser Zeit engagiert sich der jüngste Sohn von Thronfolger Prinz Charles sehr für Kriegsveteranen und Kriegsversehrte. 2013 nahm er mit einer britischen Mannschaft an den "US Warrior Games" teil, die alljährlich vom US-Verteidigungsministerium für verwundete oder kranke Veteranen veranstaltet werden.
Diese Erfahrung inspirierte Prinz Harry dazu, in Großbritannien eine ähnliche Veranstaltung auf breiterer internationaler Basis ins Leben zu rufen: die Invictus Games. Bei der Premiere im September 2014 starteten auf dem Olympiagelände von 2012 in London 400 kriegsversehrte Sportler aus 13 Nationen. Die Abschlussfeier wurde zu einem Mega-Event mit 25.000 Zuschauern. Musikstars wie die US-Rockband Foo Fighters und der Kanadier Bryan Adams traten auf.
Es folgten Invictus Games in Orlando in den USA (2016), in Toronto in Kanada (2017) und der australischen Metropole Sydney (2018). Die fünften Spiele werden im kommenden Mai in Den Haag in den Niederlanden ausgetragen. Die Zahl der teilnehmenden Nationen ist kontinuierlich gestiegen. Mit Südkorea kündigte vor wenigen Tagen der 20. Staat an, kriegsversehrte Sportler zu den Invictus Games zu schicken. In Den Haag werden rund 500 Athletinnen und Athleten erwartet. Sie starten in zehn Sportarten wie Leichtathletik, Radfahren, Hallenrudern, Sitzvolleyball, Rollstuhlbasketball oder -Rugby.
"Einsatzgeschädigte Soldaten nicht in die Ecke stellen"
Dass die Invictus Games nun bald nach Deutschland kommen, findet auch Keven Falley wichtig, "um zu zeigen, was auch einsatzgeschädigte Soldaten noch leisten". Der Unteroffizier war 2013 ein halbes Jahr lang als Transportfahrer in Afghanisan im Einsatz und geriet dabei auch unter Beschuss. Die traumatischen Erfahrungen verfolgten ihn noch heute, sagte der 51-Jährige der DW. "Nachts bin ich schweißgebadet aufgewacht.Teilweise habe ich mich selbst schreien gehört." Falley startete 2018 bei den Invictus Games in Sidney, unter anderem beim Indoor-Rudern. Die Spiele, so Falley, könnten das Bewusstsein schärfen, dass Soldaten, die im Einsatz zu Schaden gekommen seien, "nicht irgendwo in die Ecke geschoben" werden dürften: "Sie sind ein Teil der Gesellschaft."
Glamourfaktor garantiert
Im deutschen Bundestag hatte es eine breite Unterstützung für die Bewerbung Düsseldorfs um die Invictus Games 2022 gegeben. Diese Spiele in Deutschland würden "den deutschen Soldatinnen und Soldaten ein deutliches Signal der Wertschätzung geben", hieß es damals. "Gleichzeitig würde dies für mehr Anerkennung und Akzeptanz für den geleisteten Dienst und die dadurch zum Teil erlittenen psychischen und/oder physischen Beeinträchtigungen sorgen."
Prinz Harry - zuletzt mit seiner Frau Meghan wegen des angekündigten Rückzugs aus der ersten Reihe der Royals weltweit in den Schlagzeilen - ist nach wie vor Schirmherr der Invictus Games. Da sie sein "Baby" sind, wird sich Prinz Harry sicher auch die Spiele 2022 in Düsseldorf nicht entgehen lassen. Neben beeindruckenden sportlichen Leistungen dürfte damit auch der Glamourfaktor garantiert sein.