Internationales DOK.fest München startet
Deutschlands größtes Dokumentarfilmfestival präsentiert Filme aus aller Welt. Es zeigt Länder und Menschen im Umbruch, dokumentiert politische und zwischenmenschliche Entwicklungen, erschütternd und berührend.
Watching You - Die Welt von Palantir und Alex Karp!
Das Dok.fest München eröffnet mit einem Blick auf den modernen digitalen Kapitalismus. Der Film des deutschen Regisseurs Klaus Stern fragt nach, ob er Segen oder Fluch für unsere Gesellschaft ist. Im Fokus steht Alex Karp, Gründer des Unternehmens "Palantir" und Schöpfer der umstrittenen "Gotham"-Software, die Staaten eine umfassende Überwachung ermöglicht und auch im Ukraine-Krieg genutzt wird.
Of Caravan and the Dogs
Wie steht es um die unabhängige Presse unter Putin? Dem Thema hat sich der in Russland lebende Askold Kurov gewidmet. Bei der Namensgebung seiner Doku orientierte er sich an einem Sprichwort: "Die Hunde bellen, aber die Karawane zieht weiter." So haben auch "bellende" unabhängige Medien kaum Chancen gegen die Regierungstyrannei. Kurov thematisiert Selbstzensur, Widerstand und Exiljournalismus.
Shahid
"Shahid" ist eine magisch-realistische Reise durch die iranische und deutsche Kultur, bürokratische Welten und persönliche Identität. Filmemacherin Narges Kalhor erzählt aus der Ich-Perspektive. Sie möchte ihren Nachnamen ändern, doch ihre Vorfahren wollen sie davon abbringen. Auf ihrer Reise durch Familien- und Landesgeschichte stellt sie sich humorvoll Fragen der Identität und Zugehörigkeit.
Land der verlorenen Kinder
Der deutsch-kolumbianische Regisseur Juan Camilo Cruz zeigt in seinem Debütfilm das erschütternde Schicksal venezolanischer Kinder im Chaos eines politisch immer instabileren Landes. Inmitten von Gewalt und Not kämpfen zwei Frauen auf unterschiedliche Weise gegen das Leiden einer ganzen Generation an.
Ozogoche
Das Dok.fest zeigt auch Filme über metaphysische Themen und Naturschönheiten. Der ecuadorianische Regisseur Joe Houlberg Silva entführt die Zuschauer in seinem Filmdebüt zu den Ozogoche-Lagunen in den ecuadorianischen Anden. Jedes Jahr im September kommen Zugvögel - von den Einheimischen "Cuvivíe" genannt - und stürzen sich scheinbar ohne Grund ins Wasser, um zu sterben.
Machtat
Die tunesisch-französische Regisseurin Sonia Ben Slama porträtiert drei Frauen: Fatma und ihre beiden Töchter arbeiten als "Machtat" - traditionelle Hochzeitsmusikerinnen. Ihre Musik ist romantisch, ihr Alltag oft beschwerlich. Während die eine Tochter einen Ehemann sucht, um sich der Autorität ihrer Brüder zu entziehen, versucht die andere Tochter, ihrem prügelnden Ehemann zu entkommen.
Der neue gute Deutsche
Während der deutschen Kolonialherrschaft richteten die Deutschen den kamerunischen König Rudolf Manga Bell hin - wegen seines friedlichen Widerstands gegen die Kolonialmacht. Jetzt kämpft sein Großneffe, begleitet vom deutschen Filmemacher Peter Heller, für Mangas Rehabilitierung als Opfer kolonialer Willkür. Es geht um Unrecht, Versöhnung - und ums Brückenbauen zwischen Deutschland und Afrika.
Das leere Grab
Auch "Das leere Grab" thematisiert die deutsche Kolonialherrschaft in Afrika. Die Filmemacherinnen Cece Mlay (Tansania) und Agnes Lisa Wegner (Deutschland) porträtieren ein tansanisches Paar auf der Suche nach den Gebeinen ihres von den Deutschen ermordeten Vorfahren. Dessen Schädel wurde einst zu Forschungszwecken nach Deutschland gebracht - nun will die Familie ihn zurück haben.
Donga
Donga und sein Freund Ali wollten eigentlich nur den Aufbruch Libyens nach der Revolution 2011 filmisch festhalten. Doch dann kam der Kampf gegen den IS, der Bürgerkrieg begann, Donga drehte weiter - alles, was ihm vor die Linse kam. Viele von Dongas Freunden leben nicht mehr. Zusammen mit dem libyschen Filmemacher Muhannad Lanin blickt Donga in einer beklemmenden Dokumentation zurück.
Fairy Garden
Am Stadtrand von Budapest leben in einer baufälligen Hütte die 19-jährige Transfrau Fanni und Laci, der 60-jährige Obdachlose. Zwei Ausgestoßene wohnen wie Vater und Tochter zusammen, mit all den Höhen und Tiefen zwischenmenschlicher Beziehungen, porträtiert vom ungarischen Regisseur Gergő Somogyvári. Ein Plädoyer für ein selbstbestimmtes Leben, auch am Rande der Gesellschaft.
Not without you
"Not without you" ist ein intimes und herzzerreißendes Porträt des niederländischen Künstlerehepaars Ger Lataster und Hermine van Hall, gefilmt von ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter. Der Film schildert das letzte gemeinsame Jahr des Paars nach 65 Jahren Ehe. Er ist taub, sie ist dement, was den Alltag erschwert. Immer wieder finden beide zurück in ihre Kunst, was ihnen Trost und Halt gibt.