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Interesse statt Flaute

Bettina Gutierrez 2. Oktober 2002

Während Verleger und Buchhandel Umsatzeinbußen vermerken, wächst die Produktion auf dem deutschen Buchmarkt. Im Trend sind hier die ausländischen Titel, darunter aus der hispanischen Welt.

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Isabel Allende, nach wie vor chilenische ErfolgsautorinBild: AP

Die Buchbranche boomt, trotz der allgemeinen Konjunkturflaute. Mit einer Buchproduktion von 89.986 Titeln im Jahr 2001 gehört Deutschland, nach Großbritannien und China, zu den führenden Buchnationen. Dies besagt eine Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Es sind vor allem internationale Titel, die den Buchmarkt dominieren. An erster Stelle stehen die angelsächsischen Bücher: 74,2 Prozent der Übersetzungen ins Deutsche kommen aus dem Englischen. Frankreich und Osteuropa sind weniger gefragt, das Interesse am hispanischen Sprachraum dagegen hat sich verfestigt. Der Großteil der Übersetzungen kommt aus der Belletristik.

Die alten Zöpfe sind ab

Diesen Trend bestätigt auch Thomas Überhoff, Programmleiter Belletristik beim Rowohlt Verlag. "Im internationalen Bereich sind alte Zöpfe ab. Französische Erotomaninnen haben sich abgenutzt. Sehr erfolgreich sind immer wieder amerikanische Gesellschaftsromane" so Überhoff im Gespräch mit DW-WORLD.

Im Herbstprogramm setzt der Verlag auf Jonathan Franzens Roman "Korrekturen", der in den USA als Sensation gefeiert und millionenfach verkauft wurde. Schon im Vorfeld wurde dieses amerikanische Familiendrama von der deutschen Presse einhellig gelobt.

Konstantes Interesse

Dass das Interesse des deutschen Lesers an der hispanischen Literatur konstant geblieben ist, belegt die Rezeption einiger lateinamerikanischer Autoren. So begeisterte der Mexikaner Carlos Fuentes im letzten und diesem Jahr mit seinen Romanen "Die Jahre mit Laura Diaz" und "Das gläserne Siegel" Presse und Lesepublikum. Die Verkaufserfolge der chilenischen Erzählerin Isabel Allende sind, seit sie im Jahr 1984 den Durchbruch mit ihrer Familiensaga "Das Geisterhaus" schaffte, nach wie vor ungebrochen. Im Herbst erscheint ihr neues Buch "Die Stadt der wilden Götter".

Mit Spannung wird auch die Autobiographie des kolumbianischen Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez "Leben, um davon zu erzählen" erwartet. Buchhandel, Presse und Leser laufen beim Verlag schon mit Vorbestellungen Sturm.

Der Name bürgt für Erfolg

"Der Erfolg der lateinamerikanischen Autoren hängt von ihrem Bekanntheitsgrad ab. Sie verkaufen sich nur dann gut, wenn sie schon einen Namen haben" sagt Christiane Schmidt, Lektorin für Belletristik bei der Deutschen Verlagsanstalt im Gespräch mit DW-WORLD.

Nun soll mit einer Initiative des Iberoamerikanischen Instituts Berlin, der Leitung der Buchmesse und der lateinamerikanischen Botschafter in Deutschland die literarische Präsenz Lateinamerikas am hiesigen Büchermarkt verstärkt werden. Auf der Frankfurter Buchmesse stellen zum ersten Mal 500 Verlage aus Lateinamerika und der Karibik ihre Produkte aus. Ein Lateinamerika-Tag mit Buchpräsentationen und Diskussionsrunden soll am 9. Oktober in die Thematik einführen. "Ziel dieser Veranstaltung ist es, neue Verlagskooperationen zu stiften und den Weg für diese Region als zukünftigen Themenschwerpunkt der Buchmesse zu bahnen" so Günter Maihold, Direktor des Iberoamerikanischen Instituts zu DW-WORLD.

Auch Antonio Skármeta gehört zu den bekannten und hierzulande viel gelesenen Schriftstellern. "Man kann die Rezeption der lateinamerikanischen Literatur in Deutschland nicht mit den riesigen Verkaufserfolgen der US-amerikanischen Romane messen. Dennoch haben sich einige Autoren hier konsolidiert und sind in den Buchhandlungen, Universitäten und Schulen präsent" erläutert Skármeta im Gespräch mit DW-WORLD. Sein neuer Roman "Das Mädchen mit der Posaune" erscheint in diesen Tagen. Es handelt von einem jungen Mädchen, das sich einen Traum erfüllen und gemeinsam mit ihrem Freund nach Amerika auswandern möchte.