Insolvenzverfahren für Suhrkamp
7. August 2013Die zuständige Richterin des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg bestätigte einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Die Welt". Demnach hat der beauftragte Sachwalter Rolf Rattunde einen Insolvenzplan vorgelegt, mit dem die Zukunft des Unternehmens gesichert werden soll. Nach Informationen des Blattes sieht der Plan die Umwandlung von einer Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft vor. Damit würde der Minderheitsgesellschafter Hans Barlach voraussichtlich seine zahlreichen Sonderrechte verlieren, schreibt die Zeitung.
Ende Mai hatte der Verlag ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt. Danach hatten die Beteiligten bis zu drei Monate Zeit, Sanierungsvorschläge zu unterbreiten.
Streit mit der Witwe
Minderheitsgesellschafter Barlach liegt im Streit mit Verlagschefin Ulla Unseld-Berkéwicz, der Witwe von Peter Unseld, der Suhrkamp lange geleitet und zu einem der renommierten Literaturverlage im deutschsprachigen Raum gemacht hat. Es ist ein regelrechter Machtkampf in dem Verlagshaus, das Anfang 2010 von Frankfurt/Main nach Berlin umzog. Unseld-Berkéwicz hält über die Familienstiftung 61 Prozent des Verlags, Barlach über seine Medienholding AG 39 Prozent. Das Schutzschirmverfahren sah die Verlagschefin als Möglichkeit, den Fortbestand des Hauses unter ihren Prämissen zu sichern.
Unseld-Berkéwicz hatte dieses Vorgehen gewählt, nachdem im März das Landgericht Frankfurt den Verlag zur Zahlung von knapp 2,2 Millionen Euro aus dem Bilanzgewinn des Jahres 2010 an Barlach verurteilt hatte. Auch an der teilweise privaten Nutzung der Suhrkamp-Villa in Berlin durch Unseld-Berkéwicz hatte sich Barlach - ein Enkel des Bildhauers Ernst Barlach - gestoßen. Die meisten der prominenten Suhrkamp-Autoren haben in dem Streit Partei für Unseld-Berkéwicz ergriffen, weil sie Barlach vor allem durch Gewinnstreben motiviertes Verhalten unterstellen.
ml/wl (dpa, rtr)