Inselbewohner protestieren gegen Asylpolitik
13. Februar 2020Der Protest gegen die Asylpolitik der griechischen Regierung hat sich bis in die Hauptstadt ausgeweitet. In Athen zogen Behördenvertreter sowie Bewohner der Inseln Lesbos, Chios und Samos vor das Innenministerium und das Parlamentsgebäude, um ihrem Zorn Luft zu machen. "Die Inseln dürfen nicht mehr Lager verlorener Seelen sein", hieß es auf Transparenten.
"Wenn wir einem Lager für 7000 Menschen zustimmen, könnten es inoffiziell gleich 20.000 bis 25.000 Menschen sein", sagte Georgios Stantzos, Bürgermeister auf Samos. Die Inselbewohner fordern unter anderem die sofortige Abschiebung einer Vielzahl der geflüchteten Menschen und werfen der Europäischen Union vor, sie im Stich zu lassen.
Die Regierung unter Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hatte zuletzt angekündigt, im März mit dem Bau von abgeriegelten Flüchtlingslagern auf fünf Inseln in der Ägäis zu beginnen, die Mitte 2020 fertig sein sollen. Bereits bestehende Lager sollen laut Regierung geschlossen werden. In den neuen Einrichtungen sollen 20.000 Asylbewerber für eine Dauer von maximal drei Monaten untergebracht werden. Auch sollen die Migranten die neuen Lager nicht mehr unkontrolliert verlassen können.
In Griechenland sitzen mehr als 36.000 Asylsuchende fest. Die Zustände in den überfüllten Lagern werden von Hilfsorganisationen als unmenschlich bezeichnet. "Wir, die Einwohner der Inseln, haben auch Menschenrechte", stellte Georgios Stantzos fest, Bürgermeister von Vathy, der Hauptortschaft auf Samos.
In und um das Lager von Vathy leben mittlerweile mehr Migranten als Einwohner. Stantzos forderte, die Regierung in Athen solle dafür sorgen, dass die Migranten, die aus der Türkei täglich übersetzten, nach ihrer Registrierung auf den Inseln zum Festland gebracht werden.
uh/kle (dpa, rtr, afp)